Die Causa nimmt vorerst kein Ende. Auch zwei Wochen nach den Enthüllungen rund um Lena Schilling kehrt bei den Grünen keine Ruhe ein. Am Dienstag veröffentlichte die Tageszeitung „Standard“, die bereits die ersten Vorwürfe gegen Schilling publiziert hatte, erneut brisantes Material.

Schilling schrieb über Hass gegen die Grünen

Demnach soll Schilling mit mehreren Weggefährten gechattet haben, dass sie nach der EU-Wahl die Grünen verlassen und zur Linksfraktion wechseln werde. Ende Jänner, wenige Wochen bevor Schilling offiziell zur Kandidatin der Grünen gewählt wurde, schrieb sie einer Freundin: „Dann bin ich gewählt und die Grünen können nichts mehr machen muhahha“.

In mehreren Chatnachrichten, aus denen der Standard zitiert, soll die ehemalige Klimaaktivistin ihren Hass auf die Grünen zum Ausdruck gebracht haben. So schrieb sie Ende November an eine Freundin, sie habe in ihrem Leben „niemanden so gehasst“ wie die Grünen.

Auch Chats mit der Grünen Klubobfrau Sigrid Maurer seien von Schilling weitergeleitet worden. Sie habe Maurer geschrieben, dass sie Angst habe, in einem „migrations- und sicherheitspolitischen Wahlkampf verbrannt zu werden“. Schilling habe Angst gehabt, „ihre Integrität“ zu verlieren. Im Dezember habe sie der Partei verboten, einen „grünen Rahmen für meine Wahlplakate“ zu verwenden.

In einer offiziellen Stellungnahme dementiert Schilling ihre Wechselpläne zu einer anderen Fraktion. Ihre kritischen Äußerungen über die Grünen streitet sie jedoch nicht ab. „Ich hatte lange Zeit ein sehr kritisches Verhältnis zu den Grünen, das sich aber in den letzten Jahren - und insbesondere durch die Annäherung im Rahmen meiner Kandidatur - stark verändert hat“, so Schilling in einer Stellungnahme.

Video: Die Körpersprache von Lena Schilling

Die „niemanden so gehasst“-Aussage scheint übrigens aus einem Chat Schillings mit der Aktivistin Veronika Bohrn Mena zu stammen, die APA konnte in Transkripte dieser Unterhaltungen Einblick nehmen. Dort schrieb Schilling aber auch: „Die KPÖ ist nicht der Ort für mich leider“ und „das Klima ist wirklich mein Hauptanliegen geworden“. Das Ehepaar Bohrn Mena spielt nach Ansicht der Grünen eine Hauptrolle im Verbreiten von Vorwürfen gegen Schilling, Generalsekretärin Olga Voglauer ortete zuletzt eine „Kampagne“.

SPÖ-Politiker verteidigt Schilling

Schilling erhält aber auch Hilfe von überraschender Seite. Über Vermittlung der Grünen zitiert die APA die Stellungnahme des SPÖ-Bezirkspolitikers Gabriel Hofbauer-Unterrichter. Dieser erklärt, bei dem Gespräch, wo über einen möglichen Parteiwechsel gesprochen wurde, dabei gewesen zu sein. Dabei soll es sich um einen feucht-fröhlichen Abend gehandelt haben, in dessen Verlauf darüber gescherzt wurde, was Schilling mit ihrem Mandat alles anstellen könne. Die Idee, zur Linksfraktion zu wechseln, sei zudem nicht von der EU-Spitzenkandidatin gekommen und diese sei auch nicht ernsthaft darauf eingegangen.