Passiert man die Lok, die einen Pkw erwischte, und überquert den danebenliegenden Bahnübergang, kann man die Auffahrt auf die „A 122“ eigentlich nicht mehr verpassen. Hier gilt ein Geschwindigkeitslimit von 100 km/h, das der eine oder andere Pkw-Lenker eventuell übersehen hat. Denn die „Fahrt“ auf der 80 Meter langen „Autobahn“ im Klagenfurter Stadtteil Fischl fand diese Woche für zehn Fahrzeuge ein abruptes Ende. Zertrümmerte Fenster, hängende Spiegel und kollidierte Fahrzeuge sind die Folgen eines Tunnelbrandes, der aufgrund eines ausgebrannten Transportes noch am Tag danach geruchstechnisch wahrnehmbar war. Verletzt wurde dabei niemand – kein Wunder, handelte es sich auch nur um eine Übung auf der womöglich kürzesten Autobahn des Landes.

Und natürlich ist die „A 122“ keine echte Straße, sondern ein Trainingsschauplatz für die 25.500 Mitglieder der 429 Kärntner Feuerwehren. Sie ist die einzige Autobahn-Simulationsmöglichkeit dieser Art in Österreich und befindet sich am Gelände der Kärntner Landesfeuerwehrschule. Nach sechsmonatiger Bauzeit konnte die 80 Meter-Autobahn im vergangenen Mai in Betrieb genommen werden.

Bernd Steinlechner, stellvertretender Leiter der Landesfeuerwehrschule, zeigt die „Autobahn“

Ausstattung von der Asfinag

Vergessen wurde auf nichts: ein Pannenstreifen und zwei Spuren in jede Richtung, Überkopfwegweiser, Lärmschutzwände, Mittelleitschienen, Aufpralldämpfer, eine Notrufsäule und natürlich die entsprechenden Verkehrstafeln vermitteln den Eindruck, auf dem realen Pendant zu stehen. In Zusammenarbeit mit der Asfinag wurde der Bereich konzipiert und ausgestattet. „Ziel ist es, keinen Unterschied zu erkennen. Die Teilnehmer sind so auch emotional mehr im Geschehen, wenn die Szenarien echt dargestellt werden“, sagt Bernd Steinlechner, stellvertretender Leiter der Landesfeuerwehrschule.

Die „A 122“ gleicht einer echten Autobahn

So ziemlich jedes Verkehrsunfall-Szenario kann somit trainiert werden. Feuerwehren proben den Einsatz mit umgekippten Pkw, bei Massenkarambolagen und Tunnelbränden. Um dieses heikle Szenario nachzustellen, werden an den Fahrbahnrändern Zäune aufgestellt. In den Helmen der Einsatzkräfte befinden sich Sichtscheiben, um den verrauchten Blick nachzustellen. Von der „Ankunft“ bis zur letzten geretteten Person und dem „Brand aus“ vergehen gerade einmal 45 Minuten.

Über 1,5 Millionen Euro investiert

„Unser Anreiz ist, den Feuerwehren hier zu zeigen, wie es draußen zugeht. Wir möchten den Einsatz in die Schule holen“, sagt Steinlechner. In weiser Voraussicht vergrößerte der Verband aus diesem Grund vor über zehn Jahren das Areal. Schon damals begann die Planung an einer nachgebauten Autobahn. Der Grundstückskauf, die Planung und Bauarbeiten kosteten rund 1,5 Millionen Euro.

Diverse Übungen fanden auf der „Autobahn“ schon statt

Eine Investition, die sich lohnt. „Wir bekommen von den Feuerwehren sehr positive Rückmeldungen. Sie sind auf Einsätze auf der Autobahn viel besser vorbereitet“, sagt Steinlechner. 150 Fahrzeuge „verbraucht“ der Landesverband im Jahr, die in Kooperation mit dem ÖAMTC und mit Schrottplätzen aufgetrieben und mittels eigenem Verformungsgerät in den gewünschten Zustand gebracht werden. Übungspuppen können in den Autos somit auch entsprechend realitätsnah eingeklemmt werden. Im Schnitt hält die „A 122“ mindestens einmal pro Woche für Übungen her. Der Name der „Autobahn“ dürfte selbsterklärend sein.