„Das Christkind bringt uns keine Lohnerhöhung. Um diese müssen wir jetzt auf der Straße kämpfen“, sagt GPA-Regionalsekretär Günther Granegger. Nachdem die Kollektivvertrags-Verhandlungen im Handel Donnerstagabend unterbrochen wurden, kam es am Samstag zu Protesten der Handelsmitarbeiter. In Klagenfurt versammelten sich zwischen 50 und 60 Teilnehmer gegen 10 Uhr am Vormittag vor dem Einkaufszentrum City-Arkaden. Die Gewerkschaft hatte eine „Störung im öffentlichen Raum“ angekündigt. Und das mitten im Weihnachtsgeschäft.

Mit Trillerpfeifen und Transparenten ausgestattet, wurde der St. Veiter Ring direkt vor dem Einkaufszentrum an zwei Stellen immer wieder blockiert. „Wir lassen uns mit acht Prozent nicht abspeisen“, so Granegger. Das Angebot der Arbeitgeber sei nicht annehmbar und entbehre jeder Grundlage. Die Gewerkschaft pocht auf ein Plus von 9,4 Prozent. Bis dato gibt es keinen neuen Termin für Verhandlungen.

Verständnis der Kunden

Von Passanten und Kunden gab es am Samstag großteils Verständnis für die Protestaktion. „Sonst hört sie ja niemand“, sagte etwa Lisa aus Klagenfurt, die gerade für Weihnachtseinkäufe unterwegs war, zur Kleinen Zeitung. Ein anderer Kunde ging sogar noch einen Schritt weiter: „Das ist noch viel zu wenig. Dieser Protest tut ja keinem weh.“ Michael Raunig, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der ÖGB Landesorganisation Kärnten, freute sich am Samstag über so viel „Solidarität und Verständnis“. Ganz ohne Hupkonzerte ging der Protest während des Lokalaugenscheins der Kleinen Zeitung aber dennoch nicht ab. Die Geduld vereinzelter Autofahrer wurde dann doch etwas überstrapaziert. Zwei Security-Mitarbeiter hatten bei der Einfahrt zu den City-Arkaden alle Hände voll zu tun, den Verkehrsfluss aufrechtzuerhalten. Auch die Polizei war vor Ort.

38.000 Handelsangestellte

In Kärnten gibt es rund 38.000 Handelsangestellte. Laut Regionalsekretär Granegger sind mehr als zwei Drittel Frauen und von ihnen arbeiten rund 60 Prozent in Teilzeit. Das bedeute bei 25 Wochenstunden gerade einmal ein Netto-Einstiegsgehalt von etwas mehr als 1000 Euro monatlich. „Die Einkommen müssen erhöht werden“, so Granegger. Er kündigt für kommende Woche Streiks im Kärntner Handel an und appelliert an die Beschäftigten, „nichts zu unterschreiben, falls Arbeitgeber ihnen etwas vorlegen“.

„Schuss ins eigene Knie“

Wenig überraschend, gibt es vonseiten der Arbeitgebervertretung wenig Verständnis für die Proteste. „Viele Firmen stehen mit dem Rücken zur Wand. Von der Gewerkschaft gibt es aber kein Entgegenkommen“, so Raimund Haberl, Obmann der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Kärnten. Der bisherige Protest habe keine Auswirkung auf das Weihnachtsgeschäft gehabt. Sollte es nun, wie angekündigt, zu Streiks kommen, könnte das laut Haberl „ein Schuss ins eigene Knie“ sein: „Die Kunden flüchten dann möglicherweise zu einem Online-Riesen, der den Sitz nicht in Österreich hat.“

Mit der Frequenz am Feiertag (8. Dezember) und auch am zweiten Einkaufssamstag sei man zufrieden. „Die Innenstädte waren voll. Es sind auch viele Gäste aus dem Ausland, etwa aus Italien, hier“, so Haberl. Rund 140 Millionen Euro Umsatz werden im Weihnachtsgeschäft in Kärnten gemacht.