Abbruch auch in Runde fünf: Nach fast zehnstündigen Verhandlungen ist es im Ringen um einen neuen Handels-KV für die rund 430.000 Beschäftigten abermals zu keinem Abschluss gekommen. Handelsobmann Rainer Trefelik zeigt sich in einer Aussendung enttäuscht: „Für einen Kompromiss braucht es immer zwei. Wir sind mehrmals einen Schritt auf die Gewerkschaft zugegangen, doch auf der anderen Seite gab es kaum Bewegung. Durch dieses starre Beharren hat die Gewerkschaft leider auch in der fünften Runde die Chance auf einen Abschluss vertan.“ Dabei habe die Arbeitgeberseite trotz schwieriger Rahmenbedingungen ihr Angebot ein weiteres Mal nachgebessert und auf eine nachhaltige KV-Erhöhung von 8 Prozent angepasst, so Trefelik.

„Nachdem die Gewerkschaft Einmalzahlungen so rigoros ablehnt, haben wir eingelenkt und sind auf eine nachhaltige Lösung umgeschwenkt. Es ist für uns daher unverständlich, dass die Gewerkschaft immer noch blockiert.“ Laut Trefelik hatten die Verhandler der Arbeitnehmerseite ihre Forderung zuletzt von 9,4 Prozent plus 15 Euro auf 9,4 Prozent herabgesetzt.

Umfrage: Soll der 8. Dezember ein Einkaufstag sein?

Helga Fichtinger, GPA-Chefverhandlerin der Arbeitnehmerseite, weist die Kritik, wonach sich die Gewerkschaft nicht bewege, scharf zurück. „Wir bewegen uns andauernd.“ Man habe kreative, sozial gestaffelte Angebote eingebracht. Das Arbeitgeberangebot von 8 Prozent liege deutlich unter der rollierenden Inflation von 9,2 Prozent, „die Arbeitgeberseite hat zu verantworten, dass es jetzt zu weiteren Aktivitäten kommt“. Während in vielen anderen Branchen „zeitgleich Abschüsse über der Inflationsrate erzielt werden, blockieren die Arbeitgeber des Handels weiter“, so Fichtinger. Linear 8 Prozent anzubieten, sei „weder kreativ noch sozial“.

Kundgebungen in Wien und Linz 

Auf dem Wiener Reumannplatz wird bereits seit 10 Uhr heute Vormittag gestreikt, auch in Linz auf dem Schillerplatz demonstrieret man. Am morgigen zweiten Einkaufssamstag sollen die Warnstreiks fortgesetzt werden, wie die Gewerkschaft der APA bestätigte.

Bilder der Demos:

Versammlungen auch in Graz und Klagenfurt

„Wir werden nun den Arbeitskampf für gerechte Löhne und Gehälter im Handel weiter fortsetzen“, 8 Prozent seien nicht akzeptabel, kritisiert die Gewerkschaft GPA, die nun ihre Maßnahmen verschärfen wird. Für den Marienfeiertag sind Proteste angekündigt. Am Samstag soll es auch wieder Warnstreiks geben sowie Versammlungen, etwa in Einkaufsstraßen der Landeshauptstädte, geben. Damit soll das verlängerte Weihnachtseinkaufswochenende beeinträchtigt werden. In Graz kommt es am Samstag ab 10.00 Uhr zu einer Versammlung vor verschiedenen Geschäften in der Innenstadt, die Schlusskundgebung soll ab 11.30 Uhr in der Sackstraße erfolgen. In Klagenfurt wird es von 10.00 bis 12.00 Uhr „zu Störungen im öffentlichen Raum rund um die City Arkaden in Klagenfurt kommen“, teilt die Gewerkschaft GPA mit. Bereits zuvor hatte die Gewerkschaft für den Fall des Scheiterns angekündigt, die Warnstreiks und Proteste auch am Marienfeiertag und am zweiten Weihnachtseinkaufssamstag fortzusetzen.

Die Aktionen bedauert Trefelik: Es sei schade, „dass die Arbeitnehmervertreter dabei vergessen, dass sie am eigenen Ast sägen: Droht im Weihnachtsgeschäft aufgrund der Verunsicherung der Konsumenten durch die angekündigten Gewerkschaftsmaßnahmen ein sattes Umsatzminus, werde dies letztlich auf Kosten der Arbeitsplätze gehen.“ 

Beim Handels-KV geht es um die Gehälter von 430.000 Angestellten und Lehrlingen. Es ist der zweitgrößte Kollektivvertrag in Österreich.

Helga Fichtinger und Martin Müllauer (GPA), Handelsobmann Rainer Trefelik
Helga Fichtinger und Martin Müllauer (GPA), Handelsobmann Rainer Trefelik © APA/Helmut Fohringer