„Wir haben das Jahr des Exposing“, fängt Daniel Tjarks, der im Internet als „Taddl“ beziehungsweise als Rapper „TJ_Beastboy“ bekannt ist, sein Video an. Er spielt dabei auf die jüngsten Ereignisse in der Influencer-Szene an. Konkret nennt er „Anni the Duck“ und „Simon Unge“ als Beispiel. „Man sieht immer nur ein Fragment von den Menschen online“, fährt er fort. Das Video trägt den Titel „Die Wahrheit über mich!“.

Die Idealisierung von Personen

Tjarks gehört zu den Personen, die die YouTube-Szene in Deutschland mit aufgebaut und stark geprägt haben. Bekannt geworden ist er mit Faktenvideos und später mit Minecraft-Let‘s Plays. Mittlerweile macht er hauptsächlich Musik. Über die Jahre hinweg konnte der 29-Jährige ein Image erzeugen, das ihm bis vor kurzem von jeglichem Shitstorm beschützt hat. Er zählte in der Szene als der „Gutmensch“ schlechthin. Umso größer ist die Enttäuschung seiner Fans jetzt. „Ich bin ein notorischer Lügner, ich bin ein Hochstapler, ein Blender und ziehe in Erwähnung, dass ich eine narzisstische Persönlichkeitsstörung habe“, zählt Tjarks auf. Damit will er aufzeigen, wie groß die Diskrepanz zwischen der Internetperson ist, die von vielen idealisiert wird und wie es im echten Leben ausschaut. „Im privaten Raum kreiere ich so riesige Probleme“, sagt der Musiker.

„Ich führte ein Doppelleben“

Um seine eingangs erwähnten Eigenschaften zu erklären, nennt Tjarks einige Beispiele aus seinen Leben, in denen er unter anderem seiner Frau und seinen engsten Freunden geschadet hat. In dem 40-minütigen Video erzählt er, wie er seine Langzeit-Freunde Lu und Ardy, mit denen er gemeinsam auch viele Videos und Musik gemacht hat, über die Jahre hinweg belogen hat und ihnen das Gefühl gegeben hat, dass sie immer noch so eng befreundet sind. Obwohl er sich selbst schon länger von ihnen „abgespaltet“ hat. „Ich kreiere Vertrauensprobleme, ich raube Seelenfrieden bei Menschen, die mir so nah sind“, führt der YouTuber weiter aus.

Tjarks ist zusammen mit seinem ehemaligen besten Freund Ardy auch auf der Bühne gestanden
Tjarks ist zusammen mit seinem ehemaligen besten Freund Ardy auch auf der Bühne gestanden © POP-EYE/Christina Kratsch via www.imago-images.de

Auch seine Frau würde seit Jahren unter ihm leiden. Bei der Schwangerschaft ihrer gemeinsamen Tochter ist Tjarks „emotional abwesend“ gewesen. Er ist aber dankbar, dass sie immer noch zu ihm steht.

Sexting mit Fans

Tjarks gibt zusätzlich zu, dass er früher mit mehreren weiblichen Fans von ihm gesextet und Nacktbilder ausgetauscht hat. Die Frauen seien zwischen 18 und 20 Jahre alt gewesen. Er hätte zwar keine falschen Versprechungen gemacht, aber „ganz offensichtlich dieses Machtgefälle ausgenutzt“. Er würde sich aber heute dafür schämen: „Wie schlecht muss man seine Libido unter Kontrolle haben, sich auf sowas einzulassen.“ 

Am Ende des Videos kündigt Tjarks eine Auszeit an: „Ich werde selbstverständlich auch in Therapie gehen“, erklärt der 29-Jährige. Seine Videos auf YouTube und seine Beiträge auf Instagram hat er gelöscht. „Ich werde diese Persona, diese Figur Taddl killen. Taddl ist vorbei.“ Vor allem seiner Tochter zuliebe will er sich ändern. „Früher oder später ist sie alt genug und wird unter diesen Mustern leiden oder diese Muster sehen oder sehen wie die Mama darunter leidet. Das will ich nicht. Das muss aufhören!“

Positives Feedback

In den Kommentaren des Videos erntet er hauptsächlich positives Feedback für die Selbstreflexion. Der Musiker wehrt sich aber dagegen und kommentiert: „Bitte hört auf, mich in den Kommentaren für Reflexion zu loben; Diesen Schritt konnte ich nur gehen, weil Menschen, die ich immer und immer wieder verletzt habe, Dinge mit mir aufgearbeitet haben. Das Video ist kein toller reflektierter Move, sondern ein notwendiges Übel. Mit den positiven Kommentaren relativiert ihr alles, was ich in dem Video sage. Zeigt Solidarität mit denen, die unter mir leiden, anstatt MIR jetzt etwas zuzuschreiben.“