Sechs der 15 Überlebenden des Schiffsunglücks vor Palermo haben am Sonntag Sizilien verlassen. Sie gingen in Palermo an Bord eines Privatflugzeugs, das in Richtung London abhob, berichteten italienische Medien. Zu ihnen zählte auch Angela Barcares, Ehefrau des Tycoons Mike Lynch und Mutter von Hannah, die beide bei dem Schiffsunglück ums Leben kamen. Die 57-Jährige ist Besitzerin der versunkenen Luxusjacht.

In Palermo bleiben neun Mitglieder der Besatzung, darunter der neuseeländische Kapitän, James Cutfield, der in den kommenden Tagen erneut befragt werden soll, wie der Staatsanwalt von Termini Imerese, Ambrogio Cartosio, berichtete. Bei dem Schiffsunglück kamen sieben Menschen ums Leben.

Ermittlungen wegen Totschlags

Die italienische Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Totschlags in Zusammenhang mit dem Unglück. Die Untersuchung richte sich derzeit nicht gegen eine einzelne Person, berichtete der im Fall ermittelnde Oberstaatsanwalt der sizilianischen Stadt Termini Imerese bei einer Pressekonferenz am Samstag.

Das Schiff sei in weniger als einer Minute nach einer plötzlichen Fallböe gesunken. Es habe sich um ein „plötzliches Wetterereignis“ gehandelt, das von Meteorologen nicht vorgesehen worden war, sagte Cartosio.

Wasser aus Seitenluke führte zu Unfall

„In die “Bayesian' ist Wasser aus einer offenen Seitenluke eingedrungen sein, sonst wäre sie nie gesunken„, so Franco Romani, Mitglied des Projektbüros von Perini Navi, dem Bauer der gesunkenen Jacht, im Gespräch mit der Tageszeitung “Quotidiano Nazionale„ (Sonntagsausgabe). “Ich denke, dass sie die Seitenluke nach der Party an Bord der Jacht offen gelassen wurde. Wenn man alles schließt, kann kein Wasser eindringen: Unter extremen Bedingungen kann das Boot schwanken, aber es geht nicht unter. Deshalb denke ich, dass die Seitenluke offen gelassen wurde, die man benutzt, um mit dem Beiboot hinauszufahren. Als das Schiff ins Schleudern geriet, kamen Tonnen von Wasser in die 'Bayesian' herein und drangen schließlich in den Maschinenraum ein„, betonte der Experte.

Die „Bayesian“ soll geborgen werden. Privatfirmen seien bereits kontaktiert worden, die die Bergung durchführen könnten. Der erste Schritt sei die Entleerung der Treibstofftanks, um Umweltschäden zu vermeiden. Danach müsse den italienischen Behörden ein Bergungsplan vorgelegt werden. Die Bergung sei unter anderem aus ökologischen Gründen notwendig, erklärte Staatsanwalt Cartosio.

Bei den Todesopfern handelt es sich neben Lynch und seiner Tochter um den hochrangigen Manager der Investmentbank Morgan Stanley International, Jonathan Bloomer, dessen Frau Anne Elizabeth, den Anwalt Chris Morvillo und dessen Frau Nada. Bereits am Montag war die Leiche des Bordkochs gefunden worden.