Die Suche nach der letzten vermissten Person nach dem Untergang des Segelschiffs „Bayesian“ in den Gewässern vor Palermo ist am Freitag zu Ende gegangen. Taucher drangen in den Schiffsrumpf ein und bargen die Leiche von Hannah Lynch, der 18-jährigen Tochter des britischen Tycoons Michael Lynch, wie italienische Medien berichten. Damit stieg die offizielle Bilanz der Todesopfer des Unglücks am Montag auf sieben. 15 Personen konnten sich retten.

Der seit fünf Tagen andauernde Einsatz der Taucher am Unglücksort ist damit zu Ende. Als die letzte Leiche geborgen wurde, wurden die Taucher des Spezialteams der Feuerwehr, die an der komplexen Suchaktion nach der Vermissten beteiligt waren, mit einem langen Applaus empfangen. Jetzt beginnt die Obduktion der Leichen, wie Medien berichteten.

Erschwerte Bedingungen

An der Suchaktion beteiligten sich erfahrene Taucher, die bereits Opfer aus dem 2012 vor der italienischen Insel Giglio gesunkenen Kreuzfahrtschiff Costa Concordia geborgen hatten. Insgesamt 27 waren bei der Suchaktion im Einsatz. Die „Bayesian“ liegt auf der Seite in 50 Metern Tiefe, was die Suchaktion erschwert hatte. Zahlreiche Hindernisse versperrten den Tauchern den Weg und die engen Räume behinderten sie.

Bei den Todesopfern handelt es sich neben Lynch und seiner Tochter um den hochrangigen Manager der Investmentbank Morgan Stanley International, Jonathan Bloomer, dessen Frau Anne Elizabeth, um den Anwalt Chris Morvillo und seine Frau Nada. Bereits am Montag war die Leiche des Bordkochs gefunden worden. Vergangene Woche war auch der Mitangeklagte von Lynch verstorben, er wurde beim Joggen vom einem Auto niedergestoßen.

Ermittlungen dauern an

Laut der britischen Tageszeitung „Daily Telegraph“, die sich auf Quellen aus der Nautikbranche beruft, hat Michael Lynch die „Bayesian“ im März dieses Jahres zum Verkauf angeboten. Zwei Monate später hatte er aber seine Meinung geändert, als er im Juni in den USA in einem Strafprozess freigesprochen worden war, in dem er des Betrugs im Zusammenhang mit der Übernahme seines multinationalen Computerunternehmens Autonomy durch den amerikanischen Riesen HP angeklagt war. Der Tycoon beschloss daraufhin, den Sommer mit seiner Familie und seinen Freunden auf der Jacht zu verbringen und den Freispruch zu feiern.

Unterdessen wollen die in dem Fall ermittelnden Staatsanwälte die Blackbox der "Bayesian" untersuchen. Damit erhoffen sie sich Informationen über die Ursachen des Schiffbruchs, der sich am Montag im Morgengrauen nach einem starken Wirbelsturm ereignete. Die Hypothese einer Reihe menschlicher Fehler, die das Unglück auslöste, erscheint immer wahrscheinlicher.

Die Untersuchung wird vom sizilianischen Staatsanwalt Ambrogio Cartosio geleitet, der von Anfang an strikte Geheimhaltung über die Ermittlungen gewahrt und erst für Samstag eine Pressekonferenz angekündigt hat.