Die österreichische Fluggesellschaft Niki hat am Mittwoch den Gang zum Insolvenzgericht antreten müssen. Es ging alles ganz schnell. Der österreichische Ableger der schon seit längerem insolventen deutschen Air Berlin hat damit den Flugbetrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt. Weitere Flüge sind nicht mehr buchbar. Die Flugzeuge bleiben am Boden.
Der Flugplan hat seine Wirksamkeit verloren, teilte Niki am Abend mit. Schmerzhaft ist der Schritt für die Belegschaft: 1.000 Beschäftigte von Niki verlieren ihren Arbeitsplatz. Damit ist das worst-case-Szenario kurz vor Weihnachten Wirklichkeit geworden.
Am Nachmittag hatte die deutsche Lufthansa ihr Kaufangebot für obsolet erklärt. Davor hatte die EU-Kommission klargemacht, dass sie dem Deal aus Wettbewerbsgründen die Zustimmung versagen werde.
Daraufhin hat die Lufthansa die im Kaufvertrag bis zum Abschluss der kartellrechtlichen Untersuchung vereinbarten Übergangszahlungen an Niki mit sofortiger Wirkung eingestellt.
Damit fehlte der Niki Luftfahrt GmbH das Geld, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten, auch mit der Fortbestandsprognose war es vorbei. Der Insolvenzantrag war daher alternativlos, bedauerte Niki am Abend.
Niki-Chef: "Nationales Desaster für Österreich"
Von einem "nationalen Desaster für Österreich" sprach der Geschäftsführer von Niki, Oliver Lackmann. Passagiere, die über einen Reiseveranstalter gebucht haben, müssen sich jetzt mit ihrem Reiseveranstalter in Verbindung setzen.
Wer direkt bei Niki gebucht hat, muss noch warten, wie es weiter geht. Für "gestrandete" Passagiere erarbeite die Luftverkehrsbranche derzeit eine Lösung, wie sie aus dem Ausland nach Deutschland, Österreich und die Schweiz zurückgebracht werden. Dazu soll es in Kürze ein Update geben, hieß es am Abend. Zuvor hatte die Regierung am frühen Abend bereits zugesagt, für aktuelle Rückholungen die AUA oder andere Airlines zu beauftragen - vorerst auf Staatskosten.
Am Abend gab es weitere Sitzungen. Die Niki-Mitarbeiter werden demnächst auf Betriebsversammlungen informiert, was die nächsten Schritte sind. Hier wurde im Vorfeld der befürchteten Entwicklung bereits über Stiftungen geredet. Details zur Insolvenz, etwa auch zur Schuldenhöhe, gab es vorerst noch nicht.
Alternativen werden geprüft
Die deutsche Bundesregierung - die federführend dabei war, mithilfe der Lufthansa den Flugbetrieb der Air Berlin bis zu deren Einstellung Ende Oktober aufrechtzuerhalten - rechnete bereits mit der Insolvenz und erwartete darüber hinaus die Einstellung des Niki-Flugbetriebs. "Alternative Käufer für Niki standen und stehen bis heute nicht zur Verfügung, trotz allerlei öffentlicher Ankündigungen und intensiven Bemühens des Generalbevollmächtigten von Air Berlin", sagte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert. Air Berlin selbst sprach heute noch davon, "alternative Verwertungsmöglichkeiten" für Niki prüfen zu wollen.
Laut dem Insolvenzexperten Alexander Klikovits vom Kreditschutzverband (KSV) war rasches Handeln gefordert. Wenn die Finanzierung wegfalle, "ist das Insolvenzrecht eindeutig, wo es heißt, dass ohne schuldhaftes Zögern Insolvenz zu beantragen ist", so Klikovits. Dass die Niki Luftfahrt GmbH als im österreichischen Firmenbuch eingetragene Gesellschaft in Deutschland und nicht in Österreich Insolvenz beantragt, ist laut Experten nach Regeln für internationale Insolvenzverfahren möglich, aber in der Praxis sehr selten.
Lauda: Aus Insolvenz heraus übernehmen
Wie es nun weiter geht, ist offen. Niki Lauda, der einst die Airline gegründet und später an Air Berlin verkauft hat, hat sich jedenfalls bereits interessiert gezeigt, Niki aus der Insolvenz heraus übernehmen zu wollen, wie er zur APA sagte. Daneben könnten - trotz der bisher erfolglosen Gespräche und zwischenzeitlichen Absagen - erneut die Großkonzerne IAG (British Airways, Iberia, Vueling) und Thomas Cook (Condor) Interesse an Niki und den wertvollen Slots haben.
Die EU-Wettbewerbshüter bezeichneten das zurückgezogenen Übernahmeangebot der Lufthansa als "bedauerlich". "Zumal dies nicht das einzig mögliche Resultat seit Beginn des Verkaufsprozesses war", sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel. "Es ist nun am Air-Berlin-Insolvenzverwalter, die nächsten Schritte zu bestimmen."