Bayer steht Insider-Informationen zufolge kurz vor der Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto für mehr als 66 Milliarden Dollar. Der Durchbruch in die bereits Monate dauernden Verhandlungen kam, nachdem der deutsche Konzern sein Angebot erneut aufgebessert hatte.
Die Transaktion werde womöglich bereits an diesem Mittwoch vor US-Börsenbeginn öffentlich gemacht. Bayers Kaufgebot ist die höchste Bar-Offerte aller Zeiten. Kommt es zum Abschluss, wäre dies die größte Übernahme des Jahres.
Der Bayer-Konzern aus Leverkusen hatte erst vor einer Woche mitgeteilt, die Offerte für Monsanto auf mehr als 65 Milliarden Dollar erhöht zu haben. Die US-Amerikaner hatten sich zurückhaltend gegeben. Das nun abermals aufgestockte Angebot liegt Insidern zufolge etwas über dem zuletzt gebotenen Preis von 127,50 Dollar je Aktie.
Auch Syngenta und ChemChina fusionieren
Gemeinsam mit Monsanto würde Bayer zum weltweit führenden Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln werden. Es wäre zudem die bisher größte Übernahme, die ein deutsches Unternehmen je gestemmt hat.
Die Agrarindustrie steht angesichts der schnell wachsenden Weltbevölkerung und der globalen Erwärmung vor gigantischen Herausforderungen. Das globale Geschäft rund um Saatgut und Pflanzenschutzmittel steht also vor gewaltigen Umwälzungen. Bayer und Monsanto stehen mit ihren Fusionsplänen nicht allein.
So hatten zuletzt die US-Behörden die geplante Milliarden-Übernahme des Schweizer Agrarchemie-Konzerns Syngenta durch das chinesische Staatsunternehmen ChemChina genehmigt. Im vorigen Dezember hatten außerdem Dow Chemical und Dupont verkündet, über einen Zusammenschluss zu verhandeln.
Mehr Macht, mehr Lobbying?
Deutsche Umwelt- und Naturschutzverbände kritisieren die Übernahme des US-Saatgutriesen durch Bayer indes heftig. "Sollten die Kartellbehörden die Fusion durchwinken, würde der neu entstehende Megakonzern eine marktbeherrschende Stellung im Bereich Saatgut, Gentechnik und Pestizide bekommen", sagte die BUND-Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer.
Sie fürchtet, dass der Konzern künftig diktieren wolle, was Landwirte anbauen und welche Produkte auf dem Markt verfügbar sind. Zudem würde die Umwelt durch noch mehr Monokulturen und Gentechpflanzen leiden.
Auch Greenpeace sprach von einer "schlechten Nachricht für nachhaltige Landwirte, Verbraucher und die Umwelt" und von einer "bisher ungekannten Marktmacht" für das Unternehmen. "Die Lobbymacht des neuen Konzerns wird wachsen", sagte Greenpeace-Experte Dirk Zimmermann.