Am Donnerstag zu Mittag postete die Brucker FPÖ auf ihrer Facebook-Seite: „Nein zur muslimischen Fleischerei in Bruck.“ Gegenüber der Körner-Volksschule sei nämlich ein „Halal-Geschäft“ eingezogen, das geschächtetes Fleisch verkauft. Beim Schächten, der Schlachtmethode der Moslems und Juden, wird den Tieren die Halsschlagader durchtrennt, sie verbluten.
Die FPÖ ist empört, dass „diese barbarische Methode der Schlachtung“ nach Bruck komme. Unter dem Titel „Stoppt Tierleid und Todesfolter!“ wurde eine Online-Petition gestartet, um dem Betreiber des Geschäfts das Gewerbe zu entziehen. Am Freitag um 15 Uhr hatten die Petition 451 Personen unterschrieben, davon 163 Brucker.
Was liegt näher, als sich dieses Geschäft anzusehen? Die erste Überraschung: Es ist noch gar nicht offen: „Willkommen! Geöffnet ab 1. Mai“, ist auf einem Zettel zu lesen. Und gleich daneben: „Halal – Fleisch – Halal – Wurst – Halal“.
In diesem Moment kommt der Betreiber des Geschäfts, der 59-jährige Tschetschene Supijan M., und schließt auf. Seine Tochter Zulichan dolmetscht, weil der Vater kaum Deutsch spricht: „Mein Vater verkauft Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Gewürze, Reis, halt alles, was es in diesen Geschäften gibt, die hier ,türkische Läden‘ heißen.“
Dass es so eine Aufregung um das Halal-Fleisch gibt, verstehen Vater und Tochter nicht: „Das ist doch auch beim Kebab so, und in vielen Pizzaläden. Auch im Supermarkt steht das oft auf den Fleischprodukten und Dosen mit Aufstrich.“
Zur Frage, ob ihr Vater selber schlachte, lacht sie: „Nein! Das ist doch nur ein ganz kleines Geschäft.“ Und nach kurzer Unterredung mit dem Vater: „Er wird die Aufschrift wegtun, wenn das für so viel Ärger sorgt.“
Dass die FPÖ dick aufgetragen hat, will der Brucker FPÖ-Stadtrat Raphael Pensl nicht hören: „Okay, es ist pointiert, aber sonst erreichen wir doch die Leute nicht. Und wir wollen, dass das diskutiert wird.“ Er will den Gesetzgeber dazu bewegen, hier etwas zu tun. Dies ärgert Zulichan M.: „Mein Vater ist nicht mehr jung und kriegt keine Arbeit. Wenn wir Ausländer nichts tun, schimpft man. Und wenn wir was tun wollen, schimpft man auch.“
Mittlerweile will der Besitzer des Hauses den Mietvertrag wieder auflösen, weil er den Zorn auch gegen sich und seine Familie gerichtet sieht: „Man hat bei uns Sturm geläutet, und meine Frau ist auf der Straße beschimpft und bedroht worden. Das haben wir nicht nötig.“ Und in Richtung Mieter: Es sei nie die Rede von „Halal-Fleisch“ gewesen.
Pensl fühlt sich für die Bedrohung nicht verantwortlich: „Wir haben ein brennendes Problem aufgezeigt. Dass Einzelne so reagieren, dafür können wir nichts.“