Österreichs Fußball-Teamchef Marcel Koller setzt in den anstehenden WM-Qualifikationspartien gegen Wales am 6. Oktober im Wiener Happel-Stadion und drei Tage später in Belgrad gegen Serbien auf Kontinuität. Im am Dienstag nominierten Kader gab es im Vergleich zum 2:1 in Georgien Anfang September keine einzige Änderung.

Der Schweizer begründete seine Personalpolitik damit, dass er vom aktuellen Aufgebot überzeugt sei und er außerdem wenig Zeit habe, neue Spieler mit seiner Philosophie vertraut zu machen. Vor der Wales-Partie stehen Koller nur drei Trainingseinheiten mit der ÖFB-Auswahl zur Verfügung, eine davon dient der Regeneration.

Einige Teamspieler werden sich aber gar nicht groß ausrasten müssen, weil sie bei ihrem Clubs wenig bis gar nicht zum Zug kommen. Kapitän Julian Baumgartlinger etwa verfolgte die beiden jüngsten Leverkusen-Partien von der Ersatzbank aus. "Doch er ist im Trainingsbetrieb drin und kann bei uns Gas geben uns alles raushauen", sagte Koller und ergänzte: "Er hat teilweise gespielt. Natürlich ist bei einem neuen Verein die Konkurrenz größer, aber er wird zu seinen Spielen kommen."

Baumgartlingers Leverkusen-Kollege Aleksandar Dragovic wurde am Samstag vor den Augen von Stadion-Gast Koller beim 3:2 der Werks-Elf in Mainz offensichtlich aus Leistungsgründen zur Pause ausgetauscht. "Er ist noch nicht lange dabei. Es ist normal, dass ein Trainer auf die setzt, die er kennt", meinte Koller mit Blick auf die aktuelle Situation von Dragovic.

Mit dem Problem der mangelnden Spielpraxis sei man im Nationalteam bereits in der Vergangenheit gut umgegangen, betonte Koller und verwies in diesem Zusammenhang auf Christian Fuchs in dessen Zeit bei Schalke 04. Erste Priorität habe nicht, dass jeder bei seinem Club regelmäßig spielt, sondern dass die Qualität passe, sagte der Nationaltrainer.

Deshalb befindet sich auch wieder Marc Janko im Kader, obwohl der Goalgetter wegen Problemen im Sehnenansatz oberhalb des Knies seit 13. September keine Bewerbspartie absolvierte. Koller stand mit dem Basel-Legionär zuletzt in Kontakt und hofft auf Club-Einsätze des 33-Jährigen noch vor der Länderspiel-Pause.

Video:

ÖFB-Teamchef Marcel Koller setzt auf unveränderten Kader

Erster Janko-Ersatz wäre wohl Michael Gregoritsch, eine weitere Option könnte der in Hochform agierende Sturm-Angreifer Deni Alar sein. Der Steirer scheint allerdings nur auf der Abrufliste auf. Alar sei zwar unter Beobachtung, "aber er kennt uns noch nicht genau. Wenn ein Neuer kommt, braucht er Zeit, und die haben wir nicht", meinte Koller.

Wieder eine Chance bekommt hingegen Stefan Stangl, obwohl der Linksverteidiger bei Red Bull Salzburg nicht zum Stammpersonal zählt. "Doch er hat Potenzial", sagte Koller über den Steirer. Bei der Frage nach einem möglichen neuen Rechtsverteidiger - Kasan-Legionär Moritz Bauer, Schweizer mit österreichischem Vater, soll Interesse an einem Wechsel zum ÖFB haben - gab sich der Teamchef zurückhaltend. "Er muss erst einmal Österreicher werden, und dann müssen wir befinden, ob es für die Nationalmannschaft reicht." Kontakt zum ÖFB hat Bauer bisher noch nicht aufgenommen.

Als Rechtsverteidiger sind derzeit wie gehabt Valentino Lazaro und Florian Klein nominiert. Letzterer würde am 3. Oktober, drei Tage vor dem Wales-Match, mit dem VfB Stuttgart ein Meisterschaftsmatch absolvieren, allerdings legte sich der ÖFB quer. "Die Abstellfrist beginnt am Montagmorgen (Anm.: am 3. Oktober), und darauf haben wir beharrt", erzählte Koller.

Damit ist Klein am 3. Oktober beim ersten ÖFB-Training mit von der Partie. Drei Tage später steigt schon das Duell mit Wales, für das bisher rund 38.000 Karten abgesetzt wurden. Aus Wales werden 4.000 Fans erwartet.

Koller hofft auf ein volles Happel-Stadion. "Wir sind zuversichtlich, dass wir den Walisern mit den Fans im Rücken ordentlich einheizen können." Der Respekt vor dem EURO-2016-Semifinalisten ist jedoch groß. "Die Waliser sind defensiv diszipliniert, laufstark und haben einen guten Teamgeist."

Gareth Bale und Aaron Ramsey - der allerdings verletzt ausfallen dürfte - sind laut Koller Weltklasse-Spieler. "Ich hoffe, dass wir sie in unserem System mit unseren Spielern abfedern können", erklärte der 55-Jährige.