Die Olympia-Saison hat für Skistar Marcel Hirscher denkbar schlecht begonnen. Der sechsfache Weltcup-Gesamtsieger (28) hat sich gleich beim ersten Schneetraining am Donnerstag auf dem Mölltaler Gletscher eine Fraktur des linken Außenknöchels zugezogen und muss sechs Wochen Gips tragen. Eine Operation am Bein des aktuellen Doppelweltmeisters ist aber nicht notwendig.
Das Malheur passierte gegen zehn Uhr vormittags am Ende einer Fahrt mit kurzen Slalomstangen. Ein Video auf Facebook zeigt, dass der 28-jährige Salzburger womöglich das letzte Tor ein wenig übersehen hat. Nach dem Einfädler musste Hirscher mit dem Rettungshubschrauber abtransportiert werden. Im UKH Salzburg wurde dann die Verletzung diagnostiziert.
Wie lange die Skipause von Österreichs dreifachem Sportler des Jahres insgesamt dauert, war vorerst offen. Hirscher postete am Nachmittag auf Twitter ein Foto von sich mit eingegipstem Bein auf einem aufblasbaren Schwimmgerät im Wasser. "Time for a break" - Zeit für eine Pause - lautete der Kommentar.
Typischerweise beträgt die Ausfalldauer bei einem Außenknöchelbruch bis zu sechs Monate - allerdings bei Hobbysportlern. Profisportler sind in der Regel schon nach drei, vier Monaten wieder einsatzfähig. Wenn die Heilung komplikationsfrei verläuft, sollten die Olympischen Spiele im Februar in Südkorea für Marcel Hirscher nicht gefährdet sein.
Bei günstigem Verlauf sollte der Salzburger im November oder
Dezember voll belastbar sein und wieder Rennen bestreiten können.
Angaben dazu sind ohne Kenntnis der genauen Umstände der Verletzung
aber mit großer Unsicherheit behaftet. Laut ÖSV-Angaben handelt es
sich um einen stabilen Bruch, daher ist keine Operation notwendig.
Nach der Gipsabnahme wartet auf Hirscher jedenfalls eine Phase des
intensiven Aufbautrainings.
Weit verbreite Verletzung
Der Außenknöchelbruch ist weit verbreitet. Derartige Frakturen,
die meist durch das Umknicken des Fußes hervorgerufen werden, machen
etwa ein Viertel aller Sportverletzungen aus, sagte Sportmediziner
Benno Zifko der APA - Austria Presse Agentur. Bei Skifahrern ist der
Knöchelbereich bei Rennen und im Training durch den Skischuh an sich
gut geschützt, dennoch treten Außenknöchelbrüche immer wieder auf.
Besonders schlimm erwischte es 2010 Maria Holaus: Die ÖSV-Läuferin zog sich die Verletzung beim Einfahren für die Weltcup-Abfahrt im Haus im Ennstal zu. Nach einer langen Rekonvaleszenz entschloss sich die Tirolerin im Juli desselben Jahres zum Karriereende. Allerdings hatte die Speed-Spezialistin im Gegensatz zu Hirscher keinen stabilen Bruch erlitten, noch dazu war bei ihr auch die Syndesmose, das Band zwischen Schien- und
Wadenbein, in Mitleidenschaft geraten.
Erst die zweite schwere Verletzung
Hirscher ist mit Ausnahme eines Kahnbeinbruchs im linken Fuß vor der WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen praktisch unverletzt durch die Ski-Karriere gekommen und hat vergangenen Winter mit dem sechsten Gesamtsieg in Folge Skigeschichte geschrieben. Zudem gewann er vergangenen Februar bei der WM in St. Moritz Gold im Slalom und Riesentorlauf sowie Silber in der Kombination.
Einzig Olympia-Gold fehlt noch in der so erfolgreichen Karriere von Gesamt-Weltcup-Rekordsieger Hirscher. Die nächsten Winterspiele finden vom 9. bis 25. Februar 2018 in Südkorea statt.