Bis August 2016 hat es den Sport-Streaming-Dienst DAZN (sprich "Dason") noch gar nicht gegeben. Inzwischen mischt das britische Unternehmen um sämtliche relevanten Übertragungsrechte mit. Im Portfolio hat man u. a. bereits Spiele der Premier League, der Primera División, der Serie A sowie aus der NHL, NBA, NFL und MLB. Nun greift man auch nach der Königsdisziplin für Kicker und Fans: den Rechten an der Champions League ab der Saison 2018/2019.
DAZN hat im Gegensatz zu Konkurrenten wie Sky, wo alle Begegnungen der Champions League mindestens noch bis 2018 zu sehen sein werden, einen wesentlichen Vorteil: Geld scheint keine große Rolle zu spielen: "Wir sind sehr gut finanziert", sagt Vorstandschef James Rushton. Der Grund: Hinter DAZN steht mit dem Mutterkonzern Perform Group (zu dem auch spox.com gehört) die Beteiligungsgesellschaft Access Industries von Leon Blavatnik. Er belegt mit einem Vermögen von 15,3 Milliarden US-Dollar Platz 53 auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt. Daher kann Rushton auch sagen: "Was immer auf den Markt kommt, wir werden sehr aggressiv vorgehen, sehr proaktiv." So leistet sich DAZN etwa für zwei Milliarden Euro die Rechte an der J-League, der Fußballliga in Japan.
Der Preis für die TV-Rechte an der Champions League in Deutschland wird für Sky auf 70 Millionen Euro geschätzt, für das ZDF auf 50 Millionen – pro Saison. In Österreich liegt der Preis natürlich um ein Vielfaches darunter. Schätzungen gehen von fünf Millionen Euro aus. Noch überträgt der ORF bis 2018 ein Spiel pro Runde aus der Champions League. Ob das darüber hinaus so bleiben wird, ist ungewiss: "Im Rahmen der Möglichkeiten" hat der ORF auch jetzt um die Rechte mitgeboten. Illusionen gibt sich ORF-Sportchef Hans Peter Trost aber schon längst keinen mehr hin: Angesprochen auf Champions League, heimische Fußball-Bundesliga oder Skiweltcup sagt er: "Es kann natürlich sein, dass künftig nicht alle diese Rechte da sein werden." Die Formel-1-Rechte hat der ORF ab 2021 bereits nicht mehr in der mittelfristigen Finanzvorschau.
Desinteresse signalisiert DAZN prinzipiell gar keiner Sportart gegenüber: „Wir betrachten Nischenrechte genauso wie die ganz großen Rechte wie Champions League oder nationale Fußballligen“, sagt Kay Dammholz. Mit der Nachfrage in Österreich ist man bei DAZN bislang hochzufrieden. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber die Online-Plattform soll hierzulande im Vergleich mit Deutschland oder der Schweiz überproportional stark genutzt werden. Besonders beliebt sind die Spiele der Premier League und der Primera División sowie aus der NFL. Für 9,99 Euro monatlich gibt es aber auch ausgewählte Spiele des Fed Cup, Davis Cup oder Rugby. Selbstläufer ist das prall gefüllte Konto bei DAZN aber keiner. Beim Kampf um die Live-Rechte der deutschen Fußball-Bundesliga bis 2021 ging Sky im Vorjahr als Sieger hervor. Und auch die Vergabe der Champions League wird sich die UEFA gut überlegen. Denn ein Millionenpublikum garantiert DAZN im Vergleich zu ZDF und Sky nicht. Noch nicht.
Christoph Steiner