Mit Tränen in den Augen avisierte Stranzl das Ende seiner Laufbahn. "Ich habe in dieser Saison leider nicht so oft auf dem Platz stehen können, wie ich mir das selber vorstelle. Deshalb ist die Entscheidung, im Sommer einen Schlussstrich zu ziehen, in den vergangenen Wochen immer mehr in mir gereift", erklärte der langjährige ÖFB-Nationalspieler. "Ich mache alles mit hundert Prozent und wenn es nicht so läuft, werde ich zum Ungustl. Das hat auch die Familie mitbekommen."
Seiner Familie - Sohn Elias wird in Kürze neun Jahre alt und möchte Fußball-Profi werden - will der Südburgenländer künftig viel Zeit widmen. "Denn sie musste bisher immer zurückstecken", sagte Stranzl, für den ein künftiges Engagement in Österreich oder bei einem unterklassigen Club nie ein Thema war.
Angebot von Mönchengladbach
Der Raum Mönchengladbach wird für die Familie auch künftig der Lebensmittelpunkt bleiben. "Wir fühlen uns hier sehr wohl und heimisch und die Kinder haben mehr Möglichkeiten", begründete der Fußball-Profi. Stranzl selbst will sich für die Entscheidung über seine Zukunft Zeit lassen. "Der Verein hat mir angeboten, Aufgaben zu übernehmen, aber es ist noch schwierig zu sagen, für welche Aufgaben man geeignet ist", sagte der Innenverteidiger.
Doch zunächst will sich Stranzl, der nach muskulären Problemen diese Woche mit dem Lauftraining begonnen hat, in der laufenden Saison (bisher nur 2 Matches) nochmals zurückkämpfen. "Ich hoffe, dass ich noch die eine oder andere Minute in der Bundesliga auf dem Platz stehen kann", erklärte der Fußball-Profi, der zuletzt wegen schweren Knieverletzungen und eines Gesichtsbruchs lange pausieren musste.
Karriereende laut Eberl "tragisch"
Borussias Sportdirektor Max Eberl meinte, das Karriere-Ende sei für die Mannschaft "tragisch". Für ihn stehe Stranzl, der im Jänner 2011 von Spartak Moskau zur Borussia gekommen war, in der jüngeren Geschichte über Marco Reuss und Marc-Andre ter Stegen. "Martin hat eine fantastische Karriere gehabt. Er soll noch dem einen oder anderen in der Kabine in den Arsch treten und im Mai groß abtreten. Es wäre unser Wunsch, dass er mit seiner Persönlichkeit und seiner Erfahrung bei unserem Club bleibt."
Mit aktuell 256 Spielen in der deutschen Bundesliga ist Stranzl dort die Nummer zwei der ÖFB-Legionäre hinter Andreas Herzog (264) und hat bis zum 2009 erklärten Rücktritt 56 Spiele für das Nationalteam bestritten. Marcel Koller versuchte nach seinem Amtsantritt vergeblich, ihn zu einem Comeback zu bewegen.