Den Abschied aus Madrid hatte sich Real-Legende Iker Casillas anders vorgestellt. Spanische Medien berichten, Clubboss Florentino Perez habe ihn nach eine Vierteljahrhundert bei den "Königlichen" schroff davongejagt. Beim Abgang sprach der sichtlich bewegte Keeper nur schöne Worte - dafür schlug die Mama harsche Töne an.
Iker Casillas kämpfte mit den Tränen, schluchzte und musste immer wieder mit zittriger Hand zum Glas Wasser greifen. Nach 25 Jahren im Club und 16 Jahren im Profi-Team nahm die zum FC Porto wechselnde Torhüter-Ikone mit stockenden Worten bewegten Abschied vom spanischen Fußball-Rekordmeister Real Madrid. "Das ist der schwierigste Tag. Madrid hat mir alles gegeben", sagte der 34-Jährige am Sonntag auf einer Pressekonferenz im Estadio Santiago Bernabeu. "Ein Mythos geht", titelte die Zeitung "Marca".
Er wolle vor allem als guter Mensch in Erinnerung bleiben, überall Real-Fan sein und "Hala Madrid!" schreien, sagte Casillas. Er präsentierte sich als Gentleman und machte seinem Ruf, ein bescheidener Profi zu sein, alle Ehre. Die Journalisten klatschten - dennoch war es ein unwürdiger Abgang für den Mann, der mit Spanien Welt- und zweimal Europameister wurde und mit Real 19 Titel holte.
Spanische Medien berichteten übereinstimmend, der 162-fache Teamtorhüter sei von Clubboss Perez regelrecht davongejagt worden. "Suche dir einen anderen Verein", habe Perez - der am Sonntag durch Abwesenheit glänzte - Casillas schon vor Wochen schroff gesagt. Ein Abschiedsspiel ist - anders als für Bastian Schweinsteiger beim FC Bayern - nicht geplant, auch keine noch so kleine Zeremonie. Der Torhüter wird sich schon am Montag dem Trainingslager seines neuen Clubs in den Niederlanden anschließen.
Die Mutter schimpfte
Die Zeitung "Mundo Deportivo" schrieb, die Lobeshymnen auf Casillas auf der Homepage von Real hätten einen "heuchlerischen Klang". Seine Mutter schimpfte: "Perez hat meinen Sohn nie gemocht. Er hat hochgewachsene Torhüter lieber, wollte jahrelang (Gianluigi) Buffon holen. Iker hatte unter psychologischem Druck zu leiden", sagte Mari Carmen Casillas der Zeitung "El Mundo".
Mit dem neuen Club ist die Frau Mama aber auch nicht glücklich, weil zu minder. "Es (Porto) ist in für einen von der Statur eines Iker ein Drittliga-Team. Ein Weltmeister kann nicht in Porto enden. Er hätte überall hingehen können, es wäre mir auch egal gewesen, wenn er nach Barcelona gegangen wäre, weil sie dort Gentlemen sind", erklärte sie.
Nach Medienberichten wechselt Casillas ablösefrei nach Portugal, obwohl sein Vertrag noch bis 2017 lief. Für "San Iker", den "Heiligen Iker", werde Porto die nächsten beiden Saisonen ein Gesamtgehalt von zehn Millionen Euro brutto zahlen, hieß es. Real werde einen großen Teil der Differenz zum alten Vertrag des Tormanns übernehmen, der mit rund 15 Millionen Euro brutto dotiert gewesen sein soll.
Casillas, nach dem in der Region um Madrid zwei Straßen benannt sind, hatte bei Real zunächst Ärger mit Ex-Trainer Jose Mourinho, weil der Portugiese ihn auf die Bank gesetzt hatte. Medien spekulierten zudem, Mourinho habe Casillas unterstellt, Interna aus der Mannschaft seiner Frau, der TV-Reporterin Sara Carbonero, erzählt zu haben.
Vorige Saison war Casillas unter Carlo Ancelotti wieder zur Nummer eins geworden. Doch er machte nach einer unglücklich verlaufenen WM oft Fehler und sah sich häufiger Pfiffen der eigenen Fans ausgesetzt. "Er war mental fertig, weil er bei Real sehr schlecht behandelt wurde", erklärte seine Mutter. In Porto wird Casillas aber mit offenen Armen empfangen werden. "Er ist ein Mann, der Spiele alleine gewinnt", meinte Coach Julen Lopetegui.