Im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekts wollen nun Linzer Forscher und Medienkünstler den Tieren eigene elektronische Musikinstrumente quasi auf den Leib konstruieren.
Die Grundlage des künstlerischen Forschungsprojektes bildet die Arbeit der Künstlergruppe "alien productions", die bereits vor mehreren Jahren damit begann, über andere Formen von Musikalität abseits des menschlichen Verständnisses nachzudenken. "Wir wollten schauen, ob Tiere, die in Gefangenschaft leben, auf musikalische Reize reagieren", erklärte Martin Breindl im Gespräch mit der APA. Dazu gehörte auch die Frage, ob und wie sie selbst Musik machen können und welche Instrumente man für sie bauen könnte.
Auf den Rat von Zoologen hin konzentrierte sich die Künstlergruppe, der neben Breindl auch Norbert Math und Andrea Sodomka angehören, auf die sehr intelligenten Graupapageien, denen auch Werkzeuggebrauch nicht fremd ist. In Kooperation mit der "Arbeitsgemeinschaft Papageienschutz" ging es bei dem Projekt "metamusic" von Beginn an nicht darum, den Tieren etwas anzutrainieren oder sie zu dressieren, sondern ihnen Angebote zur Verfügung zu stellen, so Breindl. Die neugierigen Papageien nahmen viele dieser Angebote an. Bald zeigte sich auch, wie unterschiedlich die musikalischen Geschmäcker der Tiere sind - "das sind wirkliche Individualisten, was das betrifft", sagte der Medienkünstler.
Unter den angebotenen Papageien-Instrumenten waren etwa Schlaginstrumente, modifizierte Spielzeuginstrumente oder elektronische Klangerzeuger wie Synthesizer, deren Klang mittels Ziehen eines Seiles oder Bewegen einer Kugel bedient werden konnte. Ein bisheriger Höhepunkt von "metamusic" war die Installation einer großen Vogel-Voliere im Rahmen des Linzer "Höhenrausch 2015", wo unter dem Motto "Das Geheimnis der Vögel" 21 Graupapageien elektronische Musik erzeugten.
Wie die Papageien treibt auch die Künstler und die beim nun neu startenden Projektteil beteiligten Wissenschafter vom Interface Culture Lab der Kunstuniversität Linz die Neugier an. Dort beschäftigen sich Martin Kaltenbrunner und seine Kollegen mit der Entwicklung und dem Design von Musikinstrumenten. "Unser Auftrag ist jetzt, in den kommenden drei Jahre genau zu erforschen, wie sich Musikinstrumente bauen lassen, die sich an die physischen und kognitiven Fähigkeiten der Graupapageien anpassen", so Kaltenbrunner zur APA.
Man befinde sich hier in dem neuen Feld der "musikalischen Tier-Maschine-Interaktion". Bisher seien Tiere in Musikbereich immer ein "Zufallsagent" gewesen, aufgrund ihrer herausragenden geistigen Fähigkeiten und vor allem ihres großen Interesses "kann man mit den Graupapageien aber in einer anderen Form zusammenarbeiten. Der Papagei wird sozusagen ein aktives 'Bandmitglied'", erklärte Kaltenbrunner.
Man versuche nun, den Bereich der akustischen und elektronischen Instrumente für die Tiere zu erschließen. Klar sei, dass sich Blasinstrumente nur schwer entsprechend ummodeln lassen, während sich etwa Saiteninstrumente vermutlich besser eignen. Im elektronischen Bereich seien viele Formen des Auslösens der Töne denkbar - so etwa eine Steuerung durch Gesten und andere spezifische Bewegungen. Kaltenbrunner und seine Kollegen "möchten aber jedenfalls Artefakte machen, die auch als Musikinstrumente erkennbar sind".
Laut Breindl soll das Projekt im besten Fall "eine Art Brücke für den Mensch-Tier-Austausch" schaffen. Und auch eine andere Übertragung der Ergebnisse sei denkbar: Nämlich, dass die neuen Instrumente auch Menschen zugutekommen, die kein herkömmliches Instrument bedienen können.