Die Zahl an internen Papieren, Dossiers über politische Mitbewerber und mutmaßlichen Geheimpapieren in diesem Wahlkampf wird immer größer. ÖVP-Chef Sebastian Kurz muss sich derzeit für ein Strategiepapier rechtfertigen, das offenbar von seinen Mitarbeitern im Außenministerium miterarbeitet wurde.
Jetzt ist auch wieder ein mutmaßliches internes SPÖ-Papier aufgetaucht, wie die Tagesezeitung "Österreich" berichtet. Demnach soll sich Ex-Berater Tal Silberstein im Februar von einem früheren SP-Mitarbeiter eine Analyse der Kampagnenfähigkeit der SPÖ schicken lassen haben. In diesem Papier wird ein wenig schmeichelhaftes Urteil über Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern gefällt. Der Kanzler selbst sei "eine wesentliche Schwachstelle" der SPÖ, heißt es in dem Papier. "Ein wesentliches Problem ist die Sprunghaftigkeit des Kanzlers." Deshalb passiere "vieles unkoordiniert und mangels Plan oft auch aus reinem Zufall".
Kern geht auf Distanz zu Gusenbauer
Und dann wird es laut "Österreich" doch recht deftig. Kern wird als unerfahren, nicht belastbar ("fit, aber eine schwache Grundkonstitution"), "unsicher" und "ungemein eitel" dargestellt - "eine Prinzessin". Er habe "ein äußerst schwaches Nervenkostüm und ein Glaskinn". Er halte "Kritik nicht aus und reagiert nervös, um nicht zu sagen panisch". Kern müsse dem Papier zufolge Führungskompetenz zeigen und einen Minister opfern - empfohlen wird Alois Stöger.
Kern selbst hatte sich am Donnerstag Vormittag bei einer Pressekonferenz kurz zum mutmaßlich Dossier geäußert. Er kenne das Papier nicht, finde sich darin aber nicht wieder. "Der Autor ist nicht auf der Payroll der SPÖ." Der Mitarbeiter sei einst für Alfred Gusenbauer tätig gewesen, zu dem Kern heute wieder hörbar auf Distanz ging.