In Kroatien ist der Frauentag im Zeichen des Protests für die Erhaltung des Rechts auf Abtreibung gestanden. Rund 2.000 Menschen zogen laut Medienberichten am Mittwochabend bei einem sogenannten Nachtmarsch durch die Straßen der Hauptstadt Zagreb, um für das Recht auf kostenlosen, zugänglichen und legalen Schwangerschaftsabbruch zu protestieren.

Die Teilnehmer, darunter auch viele Männer, demonstrierten gegen jegliche Einschränkung des Sexual- und Fortpflanzungslebens von Frauen, insbesondere des Abtreibungsrechts, das unter Druck von konservativen Strömungen stünde. Auf Transparenten standen Botschaften wie "Weder der Staat noch Gott in die Nähe meiner Eierstöcke".

"Unsere Bürgerinnen und Bürger wollen nicht in einer klerikalen Gesellschaft leben, in der die Entscheidungen über ihr Leben auf dem Altar getroffen werden", sagte Jelena Tesija von der feministischen Vereinigung "fAKTIVA", die den Protest organisierte. Auch linksgerichtete Politiker, wie der Ex-Präsident Ivo Josipovic und der Chef der größten Oppositionspartei SDP (Sozialdemokraten), Davor Bernardic, waren unter den Teilnehmern.

Abtreibungen bis zur zehnten Woche legal

Die Abtreibungsfrage ist schon lange ein Thema in dem mehrheitlich katholischen Kroatien, wo der Schwangerschaftsabbruch seit 1978 erlaubt ist. Eine jüngste Entscheidung des Verfassungsgerichts ließ die Debatte wieder aufflammen.

Das Höchstgericht, das von einer Pro-Life-Organisation im Vorjahr zur Prüfung des Gesetzes aus dem ehemaligen Jugoslawien aufgefordert wurde, beurteilte vergangene Woche das jahrzehntealte Gesetz als verfassungskonform. Das Gesetz stünde nicht im Gegensatz zur kroatischen Verfassung, hieß es. Gemäß diesem Gesetz ist eine Abtreibung bis zur zehnten Schwangerschaftswoche legal. Dieses Recht könne mit keinem Gesetz verboten werden, machte das Höchstgericht klar.

Gleichzeitig gaben die Richter dem Parlament zwei Jahre Zeit, um das alte Gesetz zu aktualisieren. Nun wird befürchtet, dass unter der konservativen Regierung das Recht auf Abtreibung bedroht werde, indem man die Abtreibung deutlich unzugänglicher mache.

Schon jetzt wird in Kroatien, das eine der niedrigsten Abtreibungsraten in Europa hat, der Zugang zur Abtreibung erschwert. Viele Ärzte in öffentlichen Krankenhäusern, wo Schwangerschaftsabbrüche legal sind, weigern sich aus Glaubensgründen, Abtreibungen durchzuführen. So sind Frauen gezwungen, illegale Abbrüche in Privatkliniken durchführen zu lassen.

Dazu wird die Abtreibung durch Aktionen von Abtreibungsgegnern zunehmend stigmatisiert. Nach US-Vorbild versammeln sich die Konservativen vor den Krankenhäusern, um zu beten und die Frauen umzustimmen.