Diese Personalentscheidung lässt viele in den USA erschauern: Der ultrarechte Heißsporn Stephen Bannon, der in den vergangenen Monaten die Wahlkampagne von Donald Trump geleitet hatte, wird nun sein Chefstratege im Weißen Haus. Der 62-Jährige, der über die Website "Breitbart News" die brutale Polemik und die wilde Verschwörungstheorien verbreitet, wird damit zum mächtigen Mitglied der Regierung.
Die Nominierung des Scharfmachers wird zwar dadurch etwas ausbalanciert, dass Trump zugleich mit dem bisherigen republikanischen Parteivorsitzenden Reince Priebus einen verbindlichen Pragmatiker zu seinem Stabschef ernannte. Doch die Sorgen, die Bannons Ernennung auslöst, werden dadurch nicht wirklich abgemildert. Bürgerrechtler reagieren extrem alarmiert.
"Weiße ethno-nationalistische Propagandamühle"
So bezeichnet die Anti-Rassismus-Organisation Southern Poverty Law Center den "Breitbart"-Chef als Betreiber einer "weißen ethno-nationalistischen Propagandamühle". Er sei aggressiv gegen Einwanderer zu Felde gezogen und habe "Minderheiten mit Terrorismus und Verbrechen in Verbindung gebracht".
Trump hat seit seinem Wahlsieg versucht, einen Schlussstrich unter seine Krawall-Kampagne zu ziehen und sich als Versöhner der tief gespaltenen Nation in Szene zu setzen. Doch diese neue Pose wird durch die Ernennung eines Mannes konterkariert, der in seiner Publikation etwa Präsident Barack Obama beschuldigt hat, "hasserfüllte Muslime importiert" zu haben, oder die Arbeit der Familienplanungsorganisation Planned Parenthood mit dem Holocaust verglichen hat.
In seiner Rolle im Weißen Haus dürfte Bannon unter anderem dafür zuständig sein, die Beziehungen des Präsidenten zur ultrarechten Anhängerschaft und zum konservativen Teil der Medienlandschaft zu pflegen. Für den 62-Jährigen ist es ein weiterer von bereits vielen Rollenwechseln im Laufe seiner bewegten Vita.
Bannon wuchs in einer Arbeiterfamilie in Norfolk im Bundesstaat Virginia auf und diente in der Marine. In seiner Militärzeit war er im Arabischen Meer und im Persischen Golf stationiert und arbeitete danach als Spezialist für Flottenoperationen im Pentagon.
Später wechselte Bannon in die Geschäftswelt. Nach einem Abschluss an der berühmten Harvard Business School arbeitete er für die Investmentbank Goldman Sachs, wo er auf die Geschäfte mit Medienunternehmen spezialisiert war.
Danach gründete Bannon seine eigene Filmproduktionsfirma. Er drehte lobhudelnde Dokus über die erzkonservative Republikanerin Sarah Palin und den Ex-Präsidenten Ronald Reagan, wodurch er sich einen Ruf als die rechte Antwort auf den linken Filmemacher Michael Moore erwarb.
Die Leitung von "Breitbart News" übernahm Bannon nach dem Tod des Gründers Andrew Breitbart vor vier Jahren. Zu den vielen Zielscheiben seiner brachialen Polemik gehörte dort auch das politische "Establishment" - das der Demokraten wie der Republikaner. Auf seinem neuen Posten wird er sich nun aber zumindest teilweise mit diesem Establishment arrangieren müssen. Denn ohne die Republikaner im Kongress wird die Trump-Regierung viele ihrer Vorhaben nicht durchsetzen können.