Viele Kinder in der umkämpften syrischen Großstadt Aleppo leiden nach Angaben der Nothilfe-Koordinatorin der SOS-Kinderdörfer in Syrien, Katarina Ebel, unter Depressionen, manche seien selbstmordgefährdet. "Ein Junge, der sich das Leben nehmen wollte, war erst zwölf Jahre alt", sagte sie der "Passauer Neuen Presse" (Freitag).
Lieber sterben
Bisher habe man es "noch immer verhindern können, dass sich die Kinder selbst töteten". Die Kinder würden lernen, was sie zu tun hätten, wenn sie den Pfeifton einer anfliegenden Rakete hören, schilderte Ebel: "Sie schmeißen sich auf den Boden, machen den Mund auf, halten sich Ohren und Augen zu."
Aber täglich gebe es Kinder, die sagen: "Lieber sterbe ich, als das noch länger mitzumachen." Die tiefe Verzweiflung treibe sie zur Aggression gegen sich selbst und andere. "Viele schlafen auch nicht mehr oder haben Albträume und sind dann tagsüber vollkommen erschöpft."
SOS-Kinderdörfer habe in jeder Einrichtung in Syrien Psychologen und Sozialarbeiter, "die einzeln mit den Kindern reden, versuchen, an die Traumata heranzukommen, den Kindern Vertrauen zurückzugeben", erzählt Ebel. "Manchmal gelingt es einfach nicht, weil die Erlebnisse zu extrem sind. Wenn ein Kind gesehen hat, wie seine Eltern umgekommen sind, unter Trümmern begraben wurden, das Zuhause verloren ist, dann ist das Sicherheitsgefühl oft für lange Zeit verloren."