Die meisten Opfer des Selbstmordanschlags von Gaziantep in der Türkei sind nach Angaben der Behörden Kinder und Jugendliche. 29 von 44 identifizierten Toten seien unter 18 Jahre alt, berichteten türkische Nachrichtensender am Montag. Insgesamt waren bei dem Anschlag auf eine kurdische Hochzeitsfeier in der südosttürkischen Stadt mindestens 51 Menschen ermordet worden.

Bekannt hat sich bisher niemand zu dem Blutbad. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan äußerte die Überzeugung, dass der Anschlag von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verübt wurde. Für den Selbstmordanschlag soll ein 12 bis 14 Jahre altes Kind benutzt worden sein.

Attentäter wurde begleitet

Die türkische Zeitung "Hürriyet" berichtete am Montag, auf Überwachungskameras in Gaziantep sei zu sehen, dass das Kind von zwei Personen begleitet worden sei. Sie hätten sich entfernt, bevor die Bombe detonierte. Die Identität des Kindes, das den Sprengstoffgürtel trug, habe bisher nicht festgestellt werden können.

Der Chef der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP, Selahattin Demirtas, sagte, das Ziel seien Kurden und der Bräutigam, ein HDP-Mitglied, gewesen. Nach Medienberichten überlebten Braut und Bräutigam verletzt. Unter den Toten seien viele Kinder. Im Beybahce-Viertel der Millionenstadt wohnen viele aus den Südostprovinzen zugezogene Kurden. Der Anschlag war bei den Feierlichkeiten auf offener Straße verübt worden.

Zahlreiche Anschläge

Die türkische Regierung hatte den IS in der Vergangenheit für zahlreiche Anschläge im Land verantwortlich gemacht. Mehrmals waren offenbar Kurden das Ziel. Der IS bekannte sich jedoch zu keinem der Bombenattentate in der Türkei. Die Terrormiliz übernahm dagegen in der Vergangenheit die Verantwortung für Morde an syrischen Oppositionellen in Gaziantep. Die gleichnamige Provinz grenzt an das Bürgerkriegsland Syrien. Auf der syrischen Seite kontrolliert der IS ein großes Gebiet.

Erdogan verurteilte den Anschlag und sagte, in der Vergangenheit sei die Polizei schon gegen IS-Zellen in Gaziantep vorgegangen. Er kündigte an: "Natürlich werden unsere dortigen Sicherheitskräfte diese Einsätze noch intensiver fortsetzen."

Erdogan sagte, die Urheber des Anschlags versuchten, das Volk gegeneinander aufzubringen, indem sie "ethnische und religiöse Empfindlichkeiten" für ihre Zwecke nutzten. Damit hätten sie keinen Erfolg. Er machte dabei keinen Unterschied zwischen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, der Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen und dem IS.

Internationale Reaktionen

US-Vizepräsident Joe Biden werde bei seinem geplanten Besuch am Mittwoch ebenfalls bekräftigen, "dass wir der Zusammenarbeit mit der Türkei, unserem geschätzten NATO-Partner und Verbündeten (...) verpflichtet sind".

Die deutsche Bundesregierung sicherte zu, im Kampf gegen den Terrorismus weiter eng an der Seite der Türkei zu stehen. In einem Kondolenztelegramm an Ministerpräsident Binali Yildirim drückte Bundeskanzlerin Angela Merkel ihr Mitgefühl und Beileid aus.

Auch die EU-Kommission und die Nato sicherten der Regierung in Ankara am Sonntag Solidarität zu. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte in Brüssel: "Wir stehen in dieser schwierigen Zeit in Solidarität vereint mit unseren türkischen Verbündeten."

Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von einem "grauenvollen Angriff". Der französische Präsident François Hollande verurteilte den "schändlichen Anschlag".