Fünfeinhalb Monate nach den Pariser Anschlägen und sechs Wochen nach seiner Festnahme in Brüssel hat Belgien den mutmaßlichen Paris-Attentäter Salah Abdeslam nach Frankreich ausgeliefert. Eine Chronologie der vergangenen Monate:

DIE WOCHEN VOR DEM ANSCHLAG VON PARIS:

Anfang August: Abdeslam wird bei Grenzübergängen zwischen Italien und Griechenland kontrolliert. Nach Angaben der Pariser Ermittler dienten seine Reisen dazu, Islamisten einzuschleusen.

9. September: Der in Brüssel geborene Franzose wird an der österreichisch-ungarischen Grenze kontrolliert. In seinem Auto sitzen der spätere Brüssel-Attentäter Najim Laachraoui und Mohamed Belkaid, der bei den Pariser Attentaten eine Koordinierungsrolle gespielt haben soll und am 15. März im Brüsseler Vorort Forest von der Polizei erschossen wird.

3. Oktober: Abdeslam holt in Ulm vermutlich den später wegen der Anschläge von Brüssel beschuldigten Osama Krayem ab und bringt ihn nach Belgien, zusammen mit einem weiteren mutmaßlichen Islamisten, Amine Choukri.

11. November: Die Überwachungskamera einer Tankstelle nördlich von Paris filmt Abdeslam und den später festgenommenen Mohamed Abrini. Der Mietwagen, den sie fahren, wird zwei Tage später auch bei den Anschlägen genutzt. Abrini taucht im März als dritter Mann neben den beiden Selbstmordattentätern vom Brüsseler Flughafen auf Bildern der dortigen Überwachungskameras auf. Ob auch er sich in die Luft sprengen hätte sollen, dann aber einen Rückzieher machte, ist unklar.

DER ANGRIFF:

13. November: Bei den Anschlägen von Paris mit 130 Toten soll Abdeslam drei Selbstmordattentäter zum Stade de France gefahren haben. Womöglich sollte sich der 26-Jährige, dessen Bruder Brahim zu den Selbstmordattentätern gehört, auch selbst in die Luft sprengen: Ihm gehörte möglicherweise eine später in einem Pariser Vorort gefundene Sprengstoffweste.

DIE FLUCHT:

14. November: Abdeslam gelingt die Flucht aus Paris, Komplizen fahren ihn nach Brüssel und passieren dabei unbehelligt eine Polizeikontrolle.

15. November: Die französische Polizei veröffentlicht einen Fahndungsaufruf nach Abdeslam.

10. Dezember: Bei der Durchsuchung einer Wohnung im Brüsseler Stadtteil Schaerbeek finden die Ermittler Sprengstoffspuren und Fingerabdrücke Abdeslams.

15. März: Als belgische und französische Polizisten eine Wohnung im Brüsseler Vorort Forest durchsuchen wollen, geraten sie unter heftigen Beschuss. Die Polizei erschießt einen Verdächtigen, zwei Verdächtige können fliehen - unter ihnen vermutlich Abdeslam.

FESTNAHME, HAFT UND AUSLIEFERUNG:

18. März: Die Brüsseler Generalstaatsanwaltschaft bestätigt, dass in der Wohnung in Forest Fingerabdrücke Abdeslams gefunden wurden. Bei einem Polizeieinsatz wird der 26-Jährige am Nachmittag in Molenbeek angeschossen und festgenommen.

19. März: Den Ermittlern sagt Abdeslam, er habe sich am Pariser Stade de France in die Luft sprengen wollen, dann aber einen "Rückzieher" gemacht.

22. März: Abdeslam sitzt in Belgien im Gefängnis, als bei Selbstmordanschlägen in Brüssel 32 Menschen getötet werden. Von den Ermittlern befragt verweigert er jede Aussage.

31. März: Die belgische Justiz genehmigt die Auslieferung Abdeslams an Frankreich. Die Auslieferung verzögert sich aber, weil die belgischen Ermittler den 26-Jährigen noch vernehmen wollen.

27. April: Abdeslam wird in den Nachtstunden an die französischen Behörden überstellt.