Obwohl die meisten Patientinnen mit Brustkrebs geheilt werden können, kehrt der Krebs bei einer von fünf Frauen zurück – entweder am Ort des ersten Tumors (Lokalrezidiv) oder an anderen Stellen des Körpers (Metastasierung). Jetzt haben Wissenschaftler einen wichtigen Schritt zum Verständnis des Mechanismus getan, warum einige Brustkrebserkrankungen wieder auftreten, andere nicht.

Höheres Rückfallrisiko

Sie fanden, dass sich wiederkehrende Tumore genetisch von jenen unterscheiden, die nicht wieder auftreten. Diese Entdeckung könnte zum einen dazu nützen, Patientinnen mit einem höheren Rückfallrisiko zu identifizieren. Zum anderen könnte ein gezielter Therapieansatz an den für einen Rückfall (fachsprachlich: Rezidiv) verantwortlichen Genen vorsorglich eingesetzt werden.

Auf dem European Cancer Congress 2015 in Wien stellte Lucy Yates vom Wellcome Trust Sanger Institute in  Cambridge eine Studie ihres Teams vor, die das Tumorgewebe von 1000 Frauen mit Mammakarzinom untersuchte. Bei 161 Fällen handelte es sich um rezidivierende Tumore oder Metastasen. Die Wissenschaftler verglichen die Gene dieser Gewebsproben zur Zeit der Erstdiagnose mit jenen Gewebsproben, die beim Wiederauftreten entnommen wurden.

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Genetische Unterschiede

Es zeigten sich genetische Unterschiede zwischen dem primären und dem wiederauftretenden Tumor.
Die Wissenschaftler sagen, dass diese Ergebnisse wichtige Auswirkungen für die personalisierte Medizin haben. Wenn individuelle Krebserkrankungen sich über die Zeit genetisch verändern können, dann bedeutet das, dass die darauf abzielenden Therapien im Verlauf der Erkrankung gewechselt werden müssen. Und zwar auf der Basis von regelmäßig entnommenen Gewebeproben  und nicht mehr basierend auf jenen Proben, die bei der Erstdiagnose entnommen wurden.

Mögliche Angriffsziele

„Wir haben einige genetische Mutationen bei später wiederkehrenden Tumoren gefunden, die bei jenen Tumoren, die nicht rezidivierten, kaum auftraten. Wir glauben, dass diese genetischen Unterschiede eine Voraussetzung zum Wiederkehren darstellen. Einige dieser Veränderungen sind mögliche Angriffsziele für die Therapie“, sagt Dr. Yates.

Peter Naredi,der wissenschaftliche Co-Vorsitzender des Kongress, kommentiert: „Informationen wie die von Dr. Yates präsentierte sind in der Ära der Präzisionsmedizin sehr wichtig. Nicht nur, dass wir mit der Information über den Tumor bessere Therapieentscheidungen treffen, können wir auch dank dieser Informationen Überbehandlungen vermeiden."