Fragt man Chronobiologen, ist die Antwort ganz klar: "Die Zeitumstellung ist eine unnötige Belastung für Körper und Gesundheit, die keinen Effekt hat". So erteilte Maximilian Moser (MedUni Graz) der Zeitumstellung eine klare Absage.
Und er muss es wissen, beschäftigt er sich als Chronobiologe doch mit dem Wirken der inneren Uhr unseres Körpers - und den äußeren Auswirkungen darauf. Doch was stellt der abrupte Zeitsprung mit dem Organismus an und wie geht man am besten damit um? Hier die wichtigsten Fakten zur Zeitumstellung.
Milliarden innere Uhren
Die Zeitumstellung bringt die Uhren des Körpers durcheinander. Von einer inneren Uhr zu sprechen ist nicht die ganze Wahrheit: Jede Zelle ist chronobiologisch gesteuert, damit sind es eigentlich Milliarden Uhren, die in uns ticken. All diese Uhren kommen durch die Zeitumstellung durcheinander. Denn: Der Körper ist es gewohnt, dass sich der Zeitpunkt des Sonnenaufgangs nur langsam im Laufe des jahres verändert - der abrupte Zeitensprung bedeutet für den Körper großen Stress.
Die Zeitumstellung macht müde. Auch wenn es nur eine Stunde ist: Menschen reagieren auf die verschobene Uhrzeit - und das unterschiedlich stark. Während manche nur etwas müder sind, leiden andere unter schweren Schlafstörungen. Und das kann Konsequenzen haben, ist der Schlaf doch unser wichtigster Erholungsfaktor. So haben Studien gezeigt, dass rund um die Zeitumstellung die Zahl der Unfälle steigt, da die Menschen müder und unkonzentrierter sind. Auch kommt es zu mehr Herzinfarkten.
Denken Sie nicht an gestern. Der beste Umgang mit der Zeitumstellung ist der gleiche wie mit einem Jetlag: Denken Sie nicht an die alte Zeit. Das heißt: Die Uhren so schnell wie möglich umstellen und nicht darüber grübeln, wie spät es jetzt "eigentlich" wäre. Kommen Sie so schnell wie möglich in der neuen Zeit an - dasselbe gilt für Überseeflüge.
Morgenmenschen leiden besonders. Durch die Zeitumstellung stehen wir eine Stunde früher auf - was für Abendmenschen, die gerne lange schlafen, schwieriger zu bewältigen ist. Aber: Morgenmenschen sind weniger flexibel, wenn es um den Tagesrhythmus geht - daher ist die Zeitumstellung für sie auch schwerer zu verkraften.
Krebs durch Wechselschichten?
Schichtarbeit macht krank. Die Zeitumstellung ist eine unnötige, aber kurzzeitige Belastung für den Körper. Schichtarbeit hingegen stellt für unsere inneren Uhren die extremste Belastung dar: Durch wechselnde Schichten kann sich die innere Uhr nämlich nicht an die äußeren Bedingungen anpassen. Und das kann fatale Folgen haben: Das Brustkrebsrisiko steigt nach sieben Jahren Wechselschichtarbeit um 50 Prozent, das Prostatakrebsrisiko vervierfacht sich.
Sonja Saurugger