Ob man sein Kind impfen lässt oder nicht, kommt oft einer Glaubensfrage gleich. Mythen über Gefahren des Impfens, die über das Internet globale Verbreitung gefunden haben, verstärken die Unsicherheit der Eltern noch weiter.

"Das größte Problem der Impfungen ist ihre hohe Wirksamkeit", sagt Impfexperte Werner Zenz (MedUni Graz). Denn: Da viele Krankheiten durchs Impfen verschwunden sind, werden sie nicht mehr als Bedrohungen wahrgenommen. "Aber die Angst vor Nebenwirkungen der Impfung steigt."

Kinder- und Jugendfacharzt Hans Jürgen Dornbusch lässt Zahlen sprechen: Laut WHO werden jährlich zwei Millionen Todesfälle bei Kindern durch Impfungen verhindert. "Durchs Impfen können Krankheiten ausgerottet werden - in Amerika ist das bei den Masern gelungen", sagt Dornbusch. In Europa ist man davon, wie sich gerade zeigt, noch weit entfernt.

Die Experten enthüllen die häufigsten Mythen über das Impfen:

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"Das ist Unsinn", sagt Zenz. Und belegt es mit Zahlen zur Impfung gegen Haemophilus, den Erreger der Hirnhautentzündung. Seit der Einführung der Impfung gebe es in Österreich quasi keine Fälle mehr: 60 Todesfälle und 200 Fälle von neurologischen Folgeschäden konnten so verhindert werden. Dem gegenüber steht ein Todesfall in Kärnten, der vielleicht durch die Sechsfach-Impfung ausgelöst wurde. Laut Zenz ist dieser Todesfall der einzige, der in den letzten 20 Jahren als Impfschaden anerkannt wurde.

Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit: Eines von 1000 Kindern stirbt an den Masern, außerdem entwickelt jedes 1000. Kind mit Masern eine Gehirnentzündung - daran stirbt ein Drittel der Kinder, ein Drittel trägt bleibende Schäden davon.

Der Mediziner Andrew Wakefield behauptete diesen Zusammenhang in einer Studie aus dem Jahr 1998. Doch: Die Studie war Betrug, er bekam Geld von den Anwälten von Eltern, die autistische Kinder hatten. Die Studie wurde zurückgezogen, Wakefield hat in Großbritannien Berufsverbot.

"Dieser Ansatz ist sehr unsozial", sagt Zenz. Denn es braucht eine gewisse Menge geimpfter Menschen, um "Herdenimmunität" zu erreichen: Dadurch werden Ungeimpfte geschützt, ansteckende Krankheiten können so endgültig eliminiert werden.

"Stillen ist die beste Ernährung fürs Baby, kann aber schwere Kinderkrankheiten nicht verhindern", sagt Zenz. Das zeigt die Geschichte der letzten Jahrhunderte: Vor Einführung der Kindernahrung wurden die meisten Kinder gestillt, doch damals gab es noch Diphtherie oder Kinderlähmung.

Dass Impfungen der Auslöser für die steigende Zahl der Allergien sein sollen, wurde immer wieder behauptet. Durch große Studien und Metaanalysen wurde dieser Mythos aber widerlegt, zeigt Experte Zenz auf.

Das wurde in der ehemaligen Sowjetunion getestet: Die Impfungen gegen Diphtherie wurden reduziert, bis es in den 1990er-Jahren zu einer Epidemie mit 150.000 Fällen kam. Danach wurden die Impfungen wieder eingeführt, die Epidemie verschwand.