Sanft blubbern und surren die Wasserpumpen in Peter Praschags Haus am Stadtrand von Graz. Von außen betrachtet deutet nichts auf das erstaunliche und wertvolle Refugium hin, dass den Ausgangspunkt der neuen „Universum“-Doku bildet, in der sich heute ab 20.15 Uhr in ORF 2 alles um den Grazer Biologen Praschag und seine große Mission dreht: Seltene Süßwasserschildkröten vor dem Aussterben zu bewahren. Das Porträt eines Forschers und seiner Leidenschaft.
"Es ist mir ein großes Anliegen, mit den Vorurteilen aufzuräumen, dass die Schildkröte ein langsames, träges Individuum ist", erzählte der weltweit geschätzte Schildkröten-Experte nach der Filmpremiere im Rahmen des Mountainfilm-Festivals in Graz. Seit seiner Kindheit beschäftigt sich der „Turtle Hero“ mit den Reptilien und betreibt in seinem „Schildkrötenhaus“ gemeinsam mit Studierenden die Nachzucht gefährdeter Arten. Mit Erfolg: Es gelangen schon mehrere Welterstnachzuchten.
Vom Grazer Stützpunkt, der fast ein Drittel aller weltweit bekannten Süßwasserschildkrötenarten beheimatet, geht die Doku-Reise nach Südamerika und Südostasien. Für den „Universum“-Konsumenten ungewohnt, ist die heutige Episode monothematisch und betont forschungsorientiert. Wie spannend und abenteuerlich diese Schildkröten-Forschung allerdings sein kann, zeigt sich etwa an dem vielleicht seltensten Tier der Welt, der bis zu 140 Kilogramm schweren Jangtse-Riesenweichschildkröte. Zwei Exemplare befinden sich in einem chinesischen Zoo, ein weiteres Tier lebt noch in Vietnam. Weil das Weibchen mangels Begattung nur noch unbefruchtete Eier legt, ist die Hoffnung auf ein Weiterbestehen der Spezies gering. Das „Universum“-Team begleitet Praschag bei seinem abenteuerlichen Versuch, die Schildkrötenart doch noch vor dem Aussterben zu bewahren. Für den Wissenschaftler und seine Kollegen ein Wettlauf gegen die Zeit.
Neben dieser Suche nach der Riesenweichschildkröte in China und Thailand bereiste der Grazer Indiana Jones der Schildkröten für die „Universum“-Folge auch noch Bangladesch, Indien und Brasilien. Insgesamt zwei Jahre lang und an 70 Drehtagen wurde er durch das Kamerateam unter der Regie von Jeremy Hogarth begleitet. Das Ergebnis ist durchaus stimmig inszeniert und lässt den hartnäckigen Makel der Langeweile, der Schildkröten anhaftet, rasch verschwinden.
Die eigene Dramaturgie einer „Universum“-Folge sei für ihn als Wissenschaftler nicht immer einfach gewesen, erzählte Praschag bei der Premiere. Auch der Umstand, dass er als „Turtle Hero“ im Zentrum der Dokumentation stehe, sei für ihn zunächst irritierend gewesen. Was ihn motivierte: Sein Traum von einem „Turtle Island“ in Graz, einer öffentlichen Erhaltungszuchtstation für Schildkröten, die das „Turtle House“ einmal ablösen soll.