Die Wiederwahl von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ist bei der SPÖ mit Freude, in der ÖVP mit Zurückhaltung kommentiert worden. "Wrabetz' Wahl ist positiv für die Zukunft des ORF", meinte SPÖ-Mediensprecher Josef Cap in einer Aussendung. ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald sprach von einer "hauchdünnen Mehrheit". Scharfe Kritik kam von der FPÖ.
Cap verwies vor allem auf bisherige Leistungen von Wrabetz: "Sowohl in der wirtschaftlichen Performance des Unternehmens als auch bei journalistischer Kompetenz und Programminhalten gab es in den letzten Jahren eine absolut positive Entwicklung, die nun fortgesetzt werden kann." Auch sei unter dem ORF-General der "unabhängige öffentlich-rechtliche Charakter des ORF" gestärkt worden - etwa durch zusätzliche Info-Angebote wie die ZIB100 und ORF3, meinte Cap.
ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald erklärte in einer Aussendung, "die demokratisch herbeigeführte Entscheidung des Stiftungsrates ist zu respektieren" - und sah eine "hauchdünne Mehrheit" für Wrabetz. Das knappe Ergebnis verdeutliche vor allem, dass das "qualitativ hochwertige Konzept" von Herausforderer Richard Grasl "enormen Zuspruch" gefunden habe, meinte er. "Ich halte es daher für essenziell, die vielen guten Ideen nicht zu verwerfen, sondern Grasls Reformvorschläge aufzugreifen und in den nächsten Jahren in die Arbeit des Generaldirektors miteinfließen zu lassen." Insbesondere sei die künftige Ausgestaltung der Direktionen und Fachbereiche ein wesentlicher Punkt, den es in Angriff zu nehmen gelte.
Scharfe Kritik an der Wahl übte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl, der eine "vertane Chance" statt eines "notwendigen Neubeginns" für den ORF sah. Notwendige Reformen seien einer "rot-grün-rosa Postenpackelei" geopfert worden, meinte er in einer Aussendung. SPÖ-Chef Christian Kern warf er vor, es verabsäumt zu haben, in den letzten Wochen eine "große tragfähige und damit wirklich zukunftsfähige Neuaufstellung des ORF" einzufordern und zu entwickeln. Kickl ortete im ORF eine "schwere inhaltliche Schlagseite nach links", die "kaum noch von offener Agitation" zu unterscheiden sei - dies werde sich nun weiter fortsetzen. Hauptverantwortlich für die Fortsetzung der parteipolitischen Verkrustung sei SPÖ-Bundeskanzler Kern. "Dieser hat es verabsäumt, in den letzten Wochen eine große tragfähige und damit wirklich zukunftsfähige Neuaufstellung des ORF einzufordern und zu entwickeln. Stattdessen hat er lieber eine linke Allianz gegen die Interessen der Hörer und Seher und damit der Gebührenzahler organisiert", so Kickl.
Grüne gratulieren
Gratulationen kamen vom Grünen Mediensprecher Dietmar Brosz. Er wünsche Wrabetz für die Bewältigung der kommenden Aufgaben "die notwendige Kraft". Der ORF müsse unter schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Antworten auf den Medienwandel und das geänderte Mediennutzungsverhalten finden. Scharfe Kritik setze es für die Aussagen von FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger, der eine Gesetzesänderung und damit einen Machtwechsel im ORF nach den Nationalratswahlen 2018 in Aussicht gestellt hatte: "Diese Unverfrorenheit reiht sich nahtlos in den blauen Machtrausch der vergangenen Monate ein. Ich hoffe, dass es dagegen breiten Widerstand geben wird", so Brosz.
"Groß-koalitionäre Allmachts-Phantasien"
Die NEOS übten vor allem einmal mehr am Bestellvorgang Kritik. In erster Linie würden die "Freundeskreise" von SPÖ und ÖVP über die ORF-Führung entscheiden, so NEOS-Vorsitzender Matthias Strolz. Es sei zwar "lobenswert", dass die beiden aussichtsreichsten Bewerber der pinken Forderung gefolgt seien und ihre Konzepte öffentlich präsentiert haben, das ändere aber nichts an der "schlussendlich von politischen Überlegungen geprägten Wahl", so der NEOS-Chef. Die Bestellung des ORF-Generaldirektors bezeichnete Strolz als "letzten Rest groß-koalitionärer Allmachts-Phantasien" - und forderte eine "Entpolitisierung des ORF".
Recht zufrieden äußerte sich Team Stronach Klubobmann Robert Lugar: Die Entscheidung für Wrabetz sei eine für "Kontinuität". Für Wrabetz gelte es nun, nicht nur die von ihm in den Hearings versprochenen Reformen "schleunigst anzugehen", sondern auch die "innerbetrieblichen, politisch-motivierten Wellen wieder zu glätten".