Herr Waldner, wird den digitalen Kompetenzen im Schulunterricht genug Platz eingeräumt?
WALTER WALDNER: Nein, ganz und gar nicht. In den 1980ern, als die ersten Computer Einzug in die Schulen fanden, wurden zwei Informatikstunden eingeführt. Dreißig Jahre an enormem technischen Fortschritt später sind es immer noch nur zwei Stunden. Und diese werden zum Erlernen von Programmen benutzt, nicht aber für das Verständnis, wie der Computer funktioniert und sinnvoll zum Lernen genutzt werden kann.
Wie weit sollen, wie weit dürfen neue Medien in die Klassenräume vordringen?
WALDNER: Soweit sie einen Mehrwert für den Unterricht darstellen. Wir stehen aber am Beginn einer Revolution, die Wissenserwerb und Informationsvermittlung völlig umkrempeln wird. Der Lehrstoff wird bald überwiegend im Internet abgerufen werden, der Unterricht wird daher nicht mehr für den Vortrag, sondern für das gemeinsame Lernen genutzt. Dabei müssen die Beteiligten nicht einmal im selben Raum sein – die neuen Kommunikationstechniken machen das möglich.
Worauf müssen sich Lehrer und Studierende dann einstellen?
WALDNER: Lernen in Communities, Flexibilität im Denken und Teamfähigkeit. Wir werden auch eine neue Art der Benotung brauchen. Das Lernen wird sich radikal ändern.