Der Attentäter von Nizza wird von seinen Nachbarn als schweigsam und gewalttätig beschrieben, doch galt der Vater dreier Kinder nicht als Islamist.

Weder den Geheimdiensten noch seinen Bekannten war Mohamed Lahouaiej-Bouhlel, der am Donnerstagabend während der Feiern zum französischen Nationalfeiertag mit einem gemieteten Lastwagen in eine Menschenmenge an der Strandpromenade von Nizza fuhr, als Anhänger des radikalen Islamismus bekannt.

Am 31. Jänner 1985 in Msaken am Rand der tunesischen Stadt Sousse geboren, war er laut der Zeitung "La Presse" im Jahr 2005 nach Frankreich gekommen. Dort heiratete er eine Franko-Tunesierin aus Nizza, mit er drei Kinder hatte, wie Anwohner der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Gemeinsam lebte das Paar, das stets westlich gekleidet war und nicht als religiös galt, in der zwölften Etage eines Wohnblocks in einem Vorort im Norden von Nizza.

Amtsbekannt

"Er unterwarf sich nicht Gott, ich habe ihn niemals in der Moschee gesehen", versicherte ein Besucher des Restaurants neben der örtlichen Moschee. Drei praktizierende bärtige Muslime bestätigten dies. Andere Bewohner des Viertels sagten, Lahouaiej-Bouhlel habe regelmäßig Bier getrunken. Auch Staatsanwalt Francois Molins sagte, der junge Mann sei den Geheimdiensten nicht als Islamist bekannt gewesen und nicht als Gefährder geführt worden.

Dafür war er aber laut Molins Polizei und Justiz seit 2010 wegen zahlreicher Drohungen, Gewalttaten, Diebstähle und Sachbeschädigung bekannt. Erst im März wurde Lahouaiej-Bouhlel, der als Lieferant arbeitete, zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt wegen eines gewaltsamen Streits nach einem Verkehrsunfall im Jänner. Nachbarn berichteten zudem, dass er teilweise sehr aggressiv gewesen sei und seine Frau misshandelt habe.

Ein Nachbar sagte sogar, er vermute weniger politische Motive hinter der Tat als psychische Probleme. "Ich glaube überhaupt nicht an ein Problem der Radikalisierung, ich glaube eher, dass das eine Frage der Psychiatrie ist", sagte der Nachbar. Nach einem gewaltsamen Streit habe seine Frau die Scheidung beantragt. "Er hatte Krisen. Als er sich von seiner Frau trennte, defäkierte er überall hin, stach auf den Teddy seiner Tochter mit einem Messer ein und schlitzte die Matratzen auf."

"Heftige Streits"

Der Pförtner des Wohnblocks, in dem der Attentäter bis zu seinem Auszug vor 18 Monaten infolge der Trennung von seiner Frau lebte, sagte, Lahouaiej-Bouhlel sei ihm wegen der "sehr heftigen Streits mit seiner Frau" bekannt gewesen. Diese wurde als eher schüchtern und freundlich beschrieben. Laut den Nachbarn brachte sie nach der Trennung von Lahouaiej-Bouhlel ihr drittes Kind zur Welt. Am Freitag wurde sie von der Polizei zur Befragung mitgenommen.

Andere Nachbarn berichtete, der Mann sei verschlossen und schweigsam gewesen. Im Aufzug habe er nie ein Wort gesagt und im Flur nie gegrüßt. Nach der Trennung von seiner Frau zog er in ein vierstöckiges Wohnhaus im Osten von Nizza. Was ihn zu dem Angriff auf der Strandpromenade brachte, bei dem mindestens 84 Menschen getötet wurden, ist weiter unklar. Er selbst kann dazu keine Auskunft mehr geben. Er wurde am Steuer des Lastwagens von der Polizei erschossen.