Theoretische und philosophische Texte werden immer wieder von einzigartigen Figuren bewohnt. Bei Platon ist es beispielsweise Sokrates, bei Marx das Gespenst und bei Nietzsche ist es (u.a.) Zarathustra. Auch in der Genderforschung werden fortlaufend neue Gestalten geschaffen. Kirstin Mertlitsch hat sich nun mit jenen Figuren beschäftigt, die die wissenschaftlichen Texte und Praxen der Gender Studies hervorgebracht haben und hat diese erstmals hinsichtlich ihrer erkenntnistheoretischen Bedeutung untersucht.

„Die Sisters, die Cyborgs und die Drags sind zentrale Gestalten der feministisch-queeren Theorien und Praxen. Ihr Funktionen und Bedeutungen wurden jedoch bisher noch kaum unter einer erkenntnistheoretischen Prämisse untersucht“, so Kirstin Mertlitsch, die im Rahmen eines DFG-geförderten Graduiertenkollegs zum Thema „Geschlecht als Wissenskategorie“ an der Humboldt-Universität zu Berlin promovierte. Mertlitsch ist Leiterin des Zentrums für Frauen- und Geschlechterstudien an der Alpen-Adria-Universität.

Indem diese Figuren als so genannte Begriffspersonen verstanden werden, verkörpern sie wissenschaftliche Theorien und Schlüsselkonzepte der Gender Studies. Darüber hinaus eröffnen sich für Kirstin Mertlitsch neue Themen und Problemfelder: „Wir können so begreifen, welche impliziten Wissensformen wie Gefühle, Affekte, Körperwahrnehmungen, politische und ethische Haltungen, sowie Begehrensweisen von diesen Denkfiguren mitverhandelt werden.“