Am Montag ist Vollmond und der Erdtrabant kommt der Erde so nah wie selten. Dadurch beeinflusst er verstärkt die Gezeiten - auffällig werde das aber nicht, betonte Alexander Pikhard von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) in einer Aussendung, der von keinem "Supervollmond" sprechen will. So sei die Mondscheibe im November nur um 0,6 Prozent größer als im vergangenen Oktober.
Am 14. November tritt exakt um 14.52 Uhr die Vollmondphase ein. Nur drei Stunden zuvor kommt der Mond mit nur 356.509 Kilometern Distanz in extreme Erdnähe. Erst am 7. April 2020 wird unser Nachbar im All der Erde mit 356.907 Kilometer ähnlich nahe rücken. Noch enger war es am 4. Jänner 1912, als er bis auf 356.375 Kilometer an die Erde herankam.
Entfernung schwankt
Die Entfernung des Mondes von der Erde schwankt im Lauf eines Monats zwischen ca. 360.000 und ca. 410.000 Kilometer. Dementsprechend erscheint er nicht immer gleich groß - seine Größe am Himmel schwankt innerhalb eines Monats um rund 14 Prozent.
Der Größenunterschied des Mondes in Erdnähe zu jenem in Erdferne entspricht dabei laut WAA in etwa dem einer Zwei-Euro-Münze zu einer Ein-Euro-Münze. Der Unterschied zwischen einem Vollmond in Erdnähe und jenem im Monat davor oder danach mache im Regelfall weniger als ein Prozent aus, "er ist also ohne Messung absolut nicht wahrnehmbar", so Pikhard.
Einfluss auf Gravitation
Auf die Gezeiten hat die Erdnähe des Mondes aber durchaus Einfluss: "Je näher der Mond an der Erde ist, desto höher ist die Gravitationskraft. Das kann zu höheren Springfluten führen", erläutert Guido Thimm, wissenschaftlicher Geschäftsführer am Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg. Gravierende Auswirkungen seien aber nicht zu erwarten.
Springtiden bezeichnen eine besonders hohe Flut und eine besonders niedrige Ebbe. Etwa alle 14 Tage - bei Vollmond und Neumond - stehen Mond, Erde und Sonne in einer Linie. Das Hochwasser läuft dann einige Zentimeter höher auf als normal, das Niedrigwasser etwas niedriger. Normalerweise ist eine solche Springtide eher unauffällig. Deutlich zu spüren kann sie aber an Meerengen und Flussmündungen sein oder wenn der Wasserstand durch auflandigen Wind noch erhöht wird.
Erdkugel wird zum Rugbyball
Auch die Erdkruste wird durch die Gezeitenkräfte verformt: "Der Mond zieht an der einen Seite, die Sonne an der anderen. Die Erdkugel wird ein wenig zum Rugbyball", erklärt Astronom Thimm. Die Verformung ist jedoch winzig klein. Dramatische Effekte wie Erdbeben erwartet er durch den erdnahen Mond nicht. "Die Vorgänge im Erdinnern spielen eine viel größere Rolle."
Die Bedeutung des Mondes sei gleichwohl nicht zu unterschätzen: "Der Mond bestimmt seit Millionen von Jahren das Leben auf der Erde". Ohne ihn würde die Erde nach den Worten des Astronomen "herumeiern". Der Mond sorge für die Stabilität der Erdachse. "Er ist so eine Art Hirte, der auf seine große Schafherde aufpasst."