In Latium wurden heuer um 80 Prozent weniger Niederschläge registriert als im Durchschnitt der letzten Jahre. Nicht nur der Pegel des Bracciano-Sees, aus dem Wasser für die Drei-Millionen-Einwohner-Metropole Rom gepumpt wird, ist auf ein Rekordtief gefallen. Auch Reservoirs wie der Albano-See mit dem Ort Castelgandolfo, in der sich die Sommerresidenz der Päpste befindet, sind von dem Wassermangel betroffen.
Dennoch kann Rom aufatmen: In der italienischen Hauptstadt wird es am Montag nicht zur Wasser-Rationierung kommen, mit der die kommunale Wasserversorgungsgesellschaft ACEA gedroht hatte. Die Region Latium beschloss am Freitagabend, dass bis zum 1. September weiterhin Wasser aus dem Bracciano-See nördlich von Rom gepumpt werden darf.
Allerdings wird die ACEA-Gesellschaft laut Medienangaben nur noch die Hälfte der bisherigen Menge entnehmen können, die bisher aus dem See gepumpt worden war. Bürgermeisterin Virginia Raggi hatte zuvor in einem Facebook-Posting beklagt, dass die Stadt des Wassers beraubt werde. Umweltminister Gian Luca Galletti wies darauf hin, dass 44 Prozent des Wassers auf dem Weg in die Haushalte in der Region Latium verloren gingen, was den veralteten Leitungen zuzuschreiben sei.
Veraltete Wasserleitungen
Die Stadt hat zuletzt rund 70 Millionen Euro pro Jahr an ACEA-Dividenden kassiert. Weder die Gemeinde noch die Wasserversorgungsgesellschaft hätten in die Modernisierung der 5400 Kilometer langen, veralteten Wasserleitungen investiert, kritisieren Experten. Die Römer sind verärgert. Schließlich zählen die Wassergebühren in der Hauptstadt italienweit zu den höchsten. Bürgermeisterin Virginia Raggi protestiert gegen die geplante Wasserrationierung. "Es ist unannehmbar, dass 1,5 Millionen Römer ohne Wasser auskommen müssen", so die Bürgermeisterin.
Auch die italienische Landwirtschaft bekommt die Auswirkungen der seit Monaten anhaltenden Trockenheit zu spüren. Die Milchproduktion sei wegen der Hitze um 15 Prozent gesunken, teilte der Landwirtschaftsverband Coldiretti mit. Auch die Heuproduktion für die Viehzucht sei gefährdet. Coldiretti warnte vor einem starken Anstieg der Preise von Obst und Gemüse. Freuen dürfen sich Mineralwasserabfüller: In Rom ist der Absatz von Acqua Minerale sprunghaft angestiegen.