Die damals 17-Jährige soll gewusst haben, dass ihr Freund kurz davor war, sich das Leben zu nehmen. Der Staatsanwaltschaft liegen Textnachrichten vor, die das junge Paar miteinander ausgetauscht haben sollen.
So schrieb die junge Frau, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, angeblich: "Du musst es einfach nur tun. Je länger du es hinauszögerst, desto länger wird es an dir nagen." Oder: "Du bist bereit. Alles, was du tun musst, ist den Generator einzuschalten und du wirst frei und glücklich sein." Damit soll sie gemeint haben, dass er sich in seinen Wagen setzen und eine Gasflasche aufmachen solle. Ein paar Tage nach dieser Unterhaltung tat er genau das - und starb an einer Stickstoffmonoxid-Vergiftung.
Nicht strafbar
Drei Jahre später sitzt die heute 20-jährige vor Gericht. Bei der Verhandlung geht es nund darum, ob es als Mord gewertet werden kann, was sie getan haben soll. Lautet das Urteil "Beihilfe zum Selbstmord", könnte sie als freie Frau aus dem Gerichtssaal spazieren. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen US-Bundesstaaten ist Beihilfe zum Selbstmord in Massachusetts nicht strafbar.
Der Staatsanwalt spricht von einem "kranken Spiel", das die junge Frau damals gespielt hat. Seiner Meinung nach suchte sie Anerkennung, indem sie die "trauernde Freundin" spielte. Ihre Verteidigung setzt dem entgegen, dass sie zur Tatzeit noch minderjährig war und selbst unter Depressionen gelitten haben soll.
"Hätte ihn leicht aufhalten können"
Laut Washington Post soll die Angeklagte zugegeben haben, dass sie starken Einfluss auf ihren Freund hatte. "Ich habe ihm geholfen, es zu tun, und ihm gesagt, dass es okay ist", schrieb sie einer Freundin in einer Nachricht kurz nach dem Selbstmord. "Ich hätte ihn leicht aufhalten oder die Polizei rufen können, aber das habe ich nicht getan."
Die Medikamente, die sie damals einnahm, könnten ihr Urteilsvermögen beeinträchtigt haben. Auch war der junge Mann selbst schon vorher von depressiven Stimmungen betroffen. Kurze Zeit vor seinem Selbstmord ließen sich seine Eltern scheiden. Er soll außerdem von seinem Vater seelisch und körperlich misshandelt worden sein.