Bevor der Lebensgefährte die 28-Jährige mit einem Seil an die Anhängerkupplung band, habe der Verdächtige ihr durch zwei Stiche "erhebliche Verletzungen" beigebracht, teilte die Staatsanwaltschaft in Hannover am Dienstag mit.

Der Mann sitzt wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft. Nach Angaben der Hamelner Polizei besteht außerdem der Verdacht, dass der gemeinsame Sohn des Paars bei dem brutalen Verbrechen am Sonntag im Auto saß. Der Zweijährige habe sich auf der Rückbank befunden, als sich der mutmaßliche Täter unmittelbar danach selbst auf einem Polizeirevier gestellt habe, sagte ein Sprecher. Aufgrund des zeitlichen Ablaufs sei zu vermuten, dass er die ganze Zeit über dabei gewesen sei.

Leise Hoffnung

Nach einer ersten Einschätzung zusammen mit Fachleuten sei aber auch davon auszugehen, dass das Kind glücklicherweise "nicht allzu viel mitbekommen" habe, betonte der Sprecher. So sei er unter anderem auch noch zu klein, um aus dem Fahrzeug schauen zu können.

Laut Ermittlungsstand hatte der 38-Jährige seine frühere Lebensgefährtin mit einem Seil an sein Auto gebunden und die Hilflose durch drei Straßen der niedersächsischen Stadt geschleift, bevor sie sich löste und mit schwersten Verletzungen auf einem Gehsteig liegenblieb. Am Dienstag lag das Opfer weiter im künstlichen Koma in einem Krankenhaus.

Viele Fragen offen

Die Hintergründe und Motive für die brutale Tat waren weiter unklar. Ein Amtsrichter erließ bereits am Montag den von der Staatsanwaltschaft beantragten Haftbefehl wegen des Verdachts des versuchten Mordes gegen den Mann. Dieser habe in allen Vernehmungen bisher allerdings keine Angaben gemacht, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Schon am Montag hatte die Staatsanwaltschaft von Hinweisen auf Streitigkeiten zwischen den ehemaligen Partnern berichtet, deren genauer Zusammenhang jedoch unklar sei. Nach Angaben der Ermittlungsbehörde vom Dienstag hatte das Frau ihren Exfreund erst vor einigen Tagen wegen Bedrohung angezeigt, Polizisten nahmen daraufhin eine sogenannte Gefährderansprache vor. Weitergehende rechtliche Handhabe hätten sie nicht gehabt.

Mann war "einsichtig"

Nach Einschätzung der Beamten verhielt sich der Mann zudem "einsichtig", sagte der Sprecher. Die Hintergründe der Konflikte zwischen dem späteren Opfer und dem Täter müssten erst noch ermittelt werden. "Das kann man derzeit noch nicht wissen."

Die Kurdische Gemeinde in Deutschland widersprach unterdessen Berichten, wonach es sich bei dem Mann und der Frau um Kurden handeln soll. Diese gehörten zu einem arabischen "Clan" aus dem Libanon und der Türkei, der unter dem Namen "Mhallami-Kurden" auftrete, aber kein Teil der kurdischen Gemeinschaft in Deutschland sei, teilte der Verband mit.

Unabhängig davon dürfe eine derartige Tat "nicht mit kulturellem Rabatt im Strafmaß gemildert werden", erklärte der Vizevorsitzende Mehmet Tanriverdi. "Wer keine Achtung vor seinen Mitmenschen und dem Grundgesetz hat, hat auch keinen Platz in der Mitte der Gesellschaft." Behörden müssten energischer gegen derartige Clans vorgehen.