Als Julia und Josef Lienhart im Frühjahr 2013 das erste Mal ans Bauen dachten, hatten sie noch die Idee, das alte Bauernhaus, in dem Josef Lienhart aufgewachsen war, für die eigenen Zwecke zu adaptieren. Bei genauerer Betrachtung erwies sich die Substanz des Hauses aber einfach als zu schlecht. Hinzu kam der ohnehin ungünstige Standort des Gebäudes auf dem Hof: „Das Haus steht im Prinzip immer im Schatten und Ausblick hat man nur nach Norden“, erklärt der Landwirt die Entscheidung für einen Neubau ein Stück weiter im Süden. Den idealen Bauplatz fand man dabei gleich im gepflasterten Innenhof des Anwesens, auf dem bis Mitte 2014 nur ein Hühnerstall stand.

Nach der passenden Planerin für das neue Zuhause musste man nicht lange suchen: „Meine Schwester arbeitet als Grafikerin mit Barbara Wölfl vom Planungsbüro ,Zuhausfrauen‘ zusammen“, erklärt der Bauherr, der von Anfang an eine sehr genaue Vorstellung von seinem Haus hatte: Etwas anderes als ein Massivbau kam für ihn nicht infrage; ein Flachdach war nie eine Option – „ich wollte aber etwas, das spannender ist als ein normales Satteldach“, sagt er. Die Lösung war ein Doppelpultdach, durch das auch noch Licht von oben ins Haus kommt.

Die erste Skizze für das Haus - hängt heute als Bild an der Wand gleich beim Entree
Die erste Skizze für das Haus - hängt heute als Bild an der Wand gleich beim Entree © (c) Oliver Wolf Foto GmbH

„Insgesamt ging es uns darum, etwas Langlebiges zu schaffen – ein sehr helles und großzügiges Haus“, schildert Julia Lienhart die Planung eines Gebäudes, das entsprechend dem Charakter seiner Bewohner „geradlinig und unkompliziert“ sein sollte. Man entschied sich also für einen schlichten Aufbau und einfachen Grundriss auf zwei Etagen mit je 114 Quadratmeter Wohnfläche. „Den Keller haben wir uns gespart, weil es rundherum ohnehin die Wirtschaftsgebäude gibt.“

Grundriss Erdgeschoß
Grundriss Erdgeschoß © zuhausfrauen.at

So geschlossen sich der Baukörper nach Norden hin gibt, so offen zeigt er sich auf der Sonnenseite, wo außerdem noch für großzügige überdachte Terrassen auf beiden Ebenen gesorgt wurde. „Das war uns besonders wichtig“, sagen die Bewohner.

Grundriss Obergeschoß
Grundriss Obergeschoß © zurhausfrauen.at

Funktionsräume wie Garderobe, WC, Speis und Wirtschaftsraum wurden im Parterre wie ein Puffer an die Nordwand gerückt. Davor öffnet sich der L-förmige Wohn-, Ess- und Kochbereich ganz zur Sonnenterrasse hin. Auffälliges Detail: Die Feuerstelle, ein mit Basaltstein umhüllter Kachelofen aus der Werkstatt Jürgen Rajhs, wurde stilsicher in die Treppe integriert. Als graue Stufe passt auch er perfekt zum „Styleboard“, das Wölfl gleich zu Planungsbeginn mit den Lienharts erarbeitete: Neben viel natürlichem Holz – vorzugsweise Eiche – standen dabei Weiß und ein warmes Grau ganz oben auf der Liste.
Im Obergeschoß heißt das Thema allerdings noch einmal „möglichst viel Luft und Licht“. Die Raumhöhe steigt hier mit dem Pultdach bis auf 6 Meter, das macht auch und vor allem das Schlafzimmer zum Erlebnis, zumal der Giebel völlig verglast wurde. „Man schläft hier wie im Freien“, sagen die Bewohner. Das Bett ist eine Tischlerarbeit – aus Holz aus dem eigenen Wald. Als Überraschung entpuppt sich das lederüberzogene Betthaupt: Auf der Rückwand ist es eine Schrankwand.