Es gibt Häuser, die offensichtlich auf einen warten. So auch im Falle dieser Stadtvilla im weststeirischen Heimatort der Bauherrin: „Ich kenne dieses Haus und seine Vorbesitzer seit meiner Kindheit“, erzählt sie von dem Gebäude aus den 1920ern, das in den 1960ern zuletzt modernisiert worden war und schließlich völlig abgewohnt und desolat in einem verwilderten Garten stand.
„Wir sind in der Zwischenzeit zwar halbe Wiener, die Wochenenden und den Sommer haben wir aber immer gern in der Weststeiermark verbracht, allerdings nur in einer Wohnung – ein Haus war gar kein Thema, weil wir uns auch keine Arbeit kaufen wollten“, erzählt die Bauherrin. Als besagte Villa 2015 zum Verkauf stand, war plötzlich alles anders: „Ich wusste sofort: Das ist es. Hier fühle ich mich zu Hause.“
Grundriss Erdgeschoß
Für die professionelle Planung des folgenden Umbaus holte man in bewährter Weise die Grazer Innenarchitektin Sabine Schimanofsky ins Haus. „Wir haben vorher schon zweimal mit ihr zusammengearbeitet“, sagt das Ehepaar. Gemeinsam mit der Planerin kam man rasch überein, dass Gebäude außen im Originalzustand zu erhalten bzw. den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen – bis hin zu Details wie Fensterbalken und -faschen. Die einzige Ausnahme: Das Gebäude wurde durch eine Balkonkonstruktion ergänzt, über die die Familie vom unteren Wohngeschoß direkten Zugang zum Garten hat.
Innen wurde das Haus bis zum First ausgehöhlt, um das ehemals kleinteilige Parterre zu einem großzügigen, weitgehend offenen, lichtdurchfluteten Bereich zu machen, in dem Möbelgruppen rund um einen neuen Heizkamin – der in erster Linie die Seele wärmen soll – den Raum strukturieren.
Grundriss Dachgechoß
Die Küche ist ein separater Raum mit ganz besonderem Flair – sie befindet sich jetzt dort, wo in den 1960ern das Badezimmer eingebaut worden war, ursprünglich aber eine Veranda mit riesigen Bogenfenstern gewesen sein muss: „Über der Badewanne waren noch die Konturen davon zu erkennen“, erzählt Schimanofsky. Man entschied sich, die alten Fensteröffnungen wiederherzustellen – und erhielt den perfekten Platz für eine Küche, in der man beim Kochen gefühlsmäßig mitten im Garten ist. „Und Dunstabzug brauchen wir auch keinen, weil es hier rundherum die Fenster gibt“, sagen die Bewohner.
Die obere Etage ist privater Rückzugsraum – mit zwei Schlafzimmern. „Die erste Idee, hier eine komplette, separate Wohnung für Gäste einzurichten, haben wir rasch wieder verworfen“, erzählt die Hausherrin. Stattdessen entschied man sich für einen großen, offenen Wohnraum zum Musizieren, Lesen und Zusammensitzen unter dem Dach – mit je einem Schlafzimmer zur Linken und Rechten und einem gemeinsamen Bad. Im Elternschlafzimmer zeigt sich, dass ein Bett bei geschickter Planung weit mehr sein kann als eine Liegestatt: Gangbreit von der Schrankwand abgerückt, ist das Betthaupt auf seiner Rückseite eine Kommode, die den Raum optisch nicht kleiner macht. Der Entwurf für das Bett stammt vom Hausherrn selbst.
Aufgemöbelt
Generell bediente sich die Familie beim Einrichten aber großteils der Möbel, die sie schon lange besaß – wie etwa die gelbe Art-déco-Sitzgruppe im Wohnzimmer oder der Esstisch samt Sesseln. „Der Luster über dem Tisch ist noch von meiner Mutter“, berichtet die Bauherrin. Auch die Bilder an den Wänden wurden mit Bedacht gewählt: „Sie stammen entweder von guten Freunden, waren schon in meinem Elternhaus – oder sie zeigen Motive, die uns wichtig sind: etwa den Wienerwald“, erklärt die Bewohnerin, die dieses Haus von Anfang an als modernes Stadthaus und nicht als Landhaus sah: „Wir haben uns ganz bewusst gegen Landhausdielen aus Eiche und rustikales Mobiliar entschieden“, erklärt sie unter anderem die Entscheidung für den Nussholzboden und sonst nur zwei Arten großformatiger Fliesen für die Böden in der Villa.