Edelsgrub ist bei der ersten Anreise nicht ganz leicht zu finden, und doch nur 25 Autominuten von Graz entfernt. Hier baut Georg Mähring mit seiner Frau Caroline und zwei Kindern ein schmuckes, kleines Haus, das in der Form an ein traditionelles altes Bauernhaus erinnert. Schnörkellos wie alles, das Georg Mährings Handschrift trägt. Und im Einklang mit seiner Umgebung: dem Hang des Nachbarn, auf dem ein paar schottische Hochlandrinder weiden, dem Wirtschaftsgebäude, das Mähring zu einer schönen Werkstatt umgebaut hat und dem urig-ländlichen Umfeld ganz allgemein.
Erdkeller. Ein wenig „Bauer“ steckt gewiss auch in dem Tischlermeister selbst, der neben seinen handwerklichen Fähigkeiten auch seine Frau aus den Lehrjahren in England mitgebracht hat: Die ersten Obstbäume sind schon gepflanzt – in seinen Träumen brennt er später eigenen Schnaps. Und im Erdkeller des neuen Hauses sollen Weinfässer, Rum und bester Schinken lagern. Das sind ein paar der Visionen, die den „Holzarbeiter“ dazu motivieren, trotz knappen Budgets ein eigenes Haus zu bauen.
Offene Werkstatt. Dass Georg Mähring eine eigene Werkstatt braucht, um seine Profession voranzubringen, war ihm schon länger klar. Über einen Bauern, bei dem er Holz kaufte, wurde er nach Jahren der Suche auf das alte Gehöft – „eine Ruine“ – in Edelsgrub in Nestelbach aufmerksam. Hier fertigt er heute nicht nur Möbel in Maßarbeit, sondern bildet auch Lehrlinge aus. Zudem soll die Werkstatt ein Ort werden (und ist es schon), an dem sich Berufskollegen aus aller Welt austauschen.
Kooperation der Handwerker. „Das ist mir wichtig, dass hier auch eine Kultur der Kooperation stattfindet. So wie ich sie unter den Handwerkern in England und Amerika erlebt habe.“ In seiner Werkstatt sollen sich Handwerker, die ihren Beruf abseits der genormten Pfade ausüben, treffen, austauschen, gegenseitig unterstützen. Deshalb steht Mährings Werkstatt auch anderen für eigene Projekte offen.
Altes Gehöft. Die Offenheit ist auch den hellen Räumen anzusehen, die noch das Flair des alten Gebäudes ausatmen. „Das ist das Schöne an einem Altbestand, dass man den Mauern ansieht, dass sie von Menschen gemacht wurden.“ Die leicht gerundete Außenmauer, die unterschiedlichen Raumhöhen – alles zusammen ergibt einen organischen Eindruck, den man einem neu gebauten Haus kaum einhauchen könnte.
Inspiration. Inspiration findet Mähring seit jeher auch im Holz selbst. „Es ist ein lebendiges Material mit eigener Energie, mit der ein Dialog entsteht.“ Er lässt Holz gerne für sich sprechen. „Sorgfältig gewähltes, gut getrocknetes Holz und ruhiges, schlichtes Design – das ist etwas Schönes!“
Gerade arbeitet er einem größeren Auftrag, vermittelt über eine Architektin: die Ausstattung eines Hotels, das im Stiftingtal gebaut wird. Wer neugierig ist: Auch im Café Freiblick über den Dächern von Graz nimmt der Gast an Tischen und auf Stühlen aus seiner Werkstatt Platz.
Roswitha Jauk