Über das dampfende Rahmmus von Marianne Gussnig gebeugt, darf man die Welt ruhig vergessen. Der Blick schweift von der Ankogelgruppe über das Säuleck, sucht einen Anhaltspunkt im Kaponigtal und stellt in der Reisseckgruppe kurz scharf, um die Hohe Leier zu finden. Noch ein Löffel Rahmmus, der angenehme Duft von Zimt und Zucker schmeichelt der Nase, ein Schluck Kaffee. Man sitzt sich hier an der Polinikhütte in der Kreuzeckgruppe ein – eingerahmt von einer rot-gelb-lila sprießenden Pracht an Geranien und Petunien, die auf über 1800 Meter sprießen, als hätte sie der Gärtner gerade frisch aus seinem Lieferwagen geladen.
Marianne Gussnig ist 79 Jahre alt und hat die Polinikhütte 20 Jahre lang mit Herz, dem Blick für das Schöne, gelebter Gastfreundschaft und einer alpinenen Bauernküche auf sehr hohem Niveau geführt. Angefangen hat alles im Jahr 1999, als ihre Tochter Barbara nach Aufenthalten in der Schweiz eine Hütte pachten wollte: „Damals war die Polinikhütte ausgeschrieben. Und dann hat sie die Hütte aufgesperrt, aber es war ihr zu langweilig“, sagt Marianne Gussnig. Zu jener Zeit war in der Hütte – hoch über Obervellach – noch nicht so viel los. „Nach einem Jahr hat mich mein Tochter gebeten, die Hütte zu übernehmen. Daraus sind 20 Jahre geworden.“