Ihr botanischer Gattungsname Paeonia lässt schon die große Vergangenheit erahnen: Der griechische Götterarzt Paian ist ihr Namenspatron. Er hat der Legende nach mithilfe der Pfingstrose den Gott der Unterwelt geheilt. Auch bei den Römern stand das dornenlose Blütenmeer in den Gärten hoch im Kurs. Doch im Vergleich mutet die europäische Antike geradezu neuzeitlich an, denn Pfingstrosen werden neben Magnolien und Seerosen zu den ältesten Blütenpflanzen der Welt gezählt, die schon vor mehr als 100 Millionen Jahren den Erdball schmückten.
Vielleicht liegt es daran, dass sich alle Welt vor der verlässlichen Schönen verneigt: Im Christentum steht das Blühwunder als Marienrose für Geborgenheit und mütterliche Liebe. In Asien wiederum verheißt es Glück und Reichtum. Bei den Chinesen etwa war es lange nur den gehobenen Schichten vorbehalten, sich der Paeonia im Garten zu erfreuen.
Es sollen vor allem die Benediktinermönche gewesen sein, die unsere Staudenpfingstrose alias „Gemeine Pfingstrose“ über die Alpen brachten. In den Klostergärten als Heilpflanze kultiviert, gelangte sie schließlich in die Bauerngärten. Die Äbtissin Hildegard von Bingen wusste die heilende Wirkung der Pflanze ebenfalls einzusetzen. Von der uralten Heil- und Zierpflanze gibt es mittlerweile an die 3000 Sorten.
Groß in Mode gekommen sind Strauchpfingstrosen. Allen ist der Ruf gemein, als pflegeleichtes Blühwunder jahrzehntelang an einem Standort zu wachsen und zu gedeihen. Dass sie ob ihrer Schönheit auch von großen Malerfürsten verewigt wurde, versteht sich eigentlich von selbst, sorgt sie doch auf Stillleben erst für wahre Pracht und Fülle. Eine Pfingstrose schaffte es schon auf das um 1410 entstandene Gemälde „Paradiesgärtlein“.
Einen Mythos muss man der beständigen Schönheit nehmen: Es ist kein Kunststück, immer just zu den im Kalender variierenden Pfingsten zu blühen, denn manche Sorten entfalten schon im April ihre Blütenpracht, die letzten verzaubern erst im Juni mit ihrer Opulenz.
Helena Wallner