Wohnergonomie-Optimierung bedeutet, möglichst alle relevanten Funktionselemente eines Hauses so zu planen, designen und zu platzieren, dass sie für die Alltagsabläufe der Bewohner praktisch und zweckmäßig, also ergonomisch sind. Sich als Hausbewohner genau das zu wünschen, klingt plausibel, doch nicht selten steht er/sie dabei vor nicht unerheblichen Hürden. Klassische, relativ ergonomiefreie Bautraditionen auf der einen Seite und das Haus als rein funktional optimierter „Nutzgegenstand“ auf der anderen erzeugen ein herausforderndes Spannungsfeld.
Ergonomie und Energie. Ein Haus hinsichtlich optimaler Funktionalität zu planen - könnte darin nicht auch ein erkleckliches Potenzial für seine Energieoptimierung stecken? „Auf jeden Fall“, betont Wohnergonomie-Experte Bernhard Honemann und denkt dabei noch weit über diesen Ansatz hinaus. „Nach den Kriterien der Wohnergonomie zu planen bedeutet, sowohl mit der notwendigen Energie als auch dem verfügbaren Budget ergonomisch umzugehen. Also effizient genau dort zu investieren, wo es nachhaltig zu einer Verbesserung der Funktion Wohnen beiträgt.“
Eine energetische Ergonomie-Optimierung sei laut Honemann ein ganzheitlicher Prozess, der - vereinfacht gesagt - zwei wesentliche Aspekte von Energie betrachtet: die Energie für den täglichen Betrieb des Wohnobjektes - also Heizung, Klimaanlage, Lüftung etc. Und zudem die „Wartungsenergie“. Darunter versteht er die gesamten Energieaufwände, die in die regelmäßige Instandhaltung, aber auch in die mittel- und langfristige Anpassung an sich ändernde Wohnsituationen (zum Beispiel die„altersgerechte Adaptierung) fließen. Diese Betrachtung integriert sogar das Material-Recycling am Ende der Nutzungsdauer einer Immobilie. „Diese Wartungsenergie wird in vielen Planungsmethoden schlicht vernachlässigt und verursacht dadurch oft unerwartete und ungeplante Kosten.“
Was macht der Experte? Zu Beginn einer derartigen Energieoptimierung bzw. -minimierung analysiert er exakt, wie die Bewohner ihr Wohnobjekt nutzen, wie ihr Tagesablauf aussieht, welche Funktionen mit welchem Energiebedarf wo und zu welcher Zeit benötigt werden. Daraus erstellt er einen Energiefluss-Plan. Mit dessen Hilfe können konkrete technische Lösungen für die einzelnen Anforderungen entwickelt und passende Technologien und Systeme für Klima/Heizung, Licht, Luft, Kochen, Unterhaltung, Automatisierung, und die sonstige technische Infrastruktur des Heimes ausgewählt werden.
Ein wesentlicher Unterschied zur klassischen Planung, die heute in der Regel für den Erstbezug gemacht wird, liegt laut Honemann darin, dass bei der wohnergonomischen Betrachtungsweise auch eine sich eventuell ändernde Nutzung berücksichtigt wird. Wenn zum Beispiel die Kinder ausziehen, Hobbys sich verändern, man barrierefrei Zugänge benötigt. „Eine solche Flexibilität mag bei für die meisten Häuslbauer beim Einziehen noch nicht besonders relevant erscheinen, aber spätestens bei einem Verkauf der Immobilie oder einer Weitergabe an kommende Generationen wird relevant, ob das Objekt eher ein Wertgegenstand oder eine Altlast darstellt.“
Was bringt so eine Betrachtung? „Das Einsparungspotenzial beim täglichen Energiebedarf durch eine wohnergonomische Optimierung liegt zwischen fünf und 25 Prozent“, resümiert Honemann. „Bei Objekten, die aktiv für die Bedürfnisse neuer Generationen oder neuer Eigentümer geplant werden, kann es - laut heutiger Berechnungen - bei bis zu 50 Prozent liegen.“ Dafür müsse man im Vorfeld mit Kosten für eine vollständige Wohnergonomie-Optimierung - je nach Objektgröße - von 800 bis 3500 Euro (Einfamilienhaus) rechnen. Also Summen, die sich bereits innerhalb der Bauphase durch die Optimierung leicht wieder sparen ließen.
Christian Kössler