Ursprünglich, erzählt Marlies Haas, sollten es Mietwohnungen werden. Also plante die Architektin solche für das Grundstück im Grazer Stiftingtal. Wo sie weiter stadtauswärts für denselben Bauherrn bereits die Studentenwohnanlage „Studentennest“ entworfen hatte.
Beim Feinschliff des Projekts tauchte plötzlich eine andere Idee auf: Mieten ja, aber nicht langfristig, sondern für ein paar Tage, eine Woche, vielleicht einen Monat.

Suiten für Graz-Besucher der touristischen Art oder solche, die beruflich in der Murmetropole zu tun haben, etwa am nahen LKH. Also begann man alles neu zu denken. Wobei von Anfang an klar war, dass man keine Herberge von der Stange sein wollte.

Liebe zum Detail: Planerin Marlies Haas
Liebe zum Detail: Planerin Marlies Haas © oliverwolf

Graziös

Das unlängst eröffnete Resultat des intensiven Entwicklungsprozesses heißt „Graziös“ und besteht aus zwei Baukörpern mit je sechs Appartements zwischen 25 und 59 Quadratmetern. Durch Kombinationen können bis zu 83 Quadratmeter erreicht werden. Dazu kommen durchwegs großzügig konzipierte, mit Wasserbecken und diversem Grün angereicherte Außenbereiche.

Auch Whirlpools und Freiluftküchen sind vorhanden. Was sofort positiv auffällt, ist die reiche Gliederung der beiden Gebäude. Erker, Wendeltreppen und Vordächer sorgen für Abwechslung. Und Abwechslung ist das zentrale Prinzip bei der Gestaltung der Innenräume, in welche die Planerin viel Zeit und Liebe zum Detail investiert hat. Und die ihr „enormen Spaß“ gemacht hat: „Keine Wohnung sollte der anderen gleichen, wir wollten absolute Unverwechselbarkeit.“ Das ist gelungen.

Erker, Wendeltreppen und Vordächer sorgen für Abwechslung
Erker, Wendeltreppen und Vordächer sorgen für Abwechslung © ONLOPH

Einmal um die Welt

„Africa“, „Asia“, „Baroque“, „Flora“, „Gold Star“, „Industrial“, „Lake“, „Little Styria“, „Modern Art“, „Oriental“, „Styria“ und „Urban Garden“ stehen zur Wahl. Die Besichtigung der zwölf Welten macht den Spaß der Einrichterin nachvollziehbar. Vom Ikea-Stuhl bis zum Barockschrank, vom Sesselklassiker bis zum neuesten Lampendesign aus Milano, vom tischlergefertigten Originalentwurf bis zu vielfältiger Originalkunst (Bilder von Haas selbst, aber auch eindrucksvolle Werke des Irakers Saman Kareem) sorgen jeweils für stimmiges Flair, ohne ethnografischen Museen Konkurrenz machen zu wollen. Der Orientteppich in „Little Styria“ liegt perfekt.

Besser als Heimkommen

„Wie heimkommen, nur besser“, so lautet der Werbeslogan. Das Heimkommen hier hat natürlich seinen Preis. 375 Euro kosten zwei Nächte für zwei Personen in „Little Styria“, in der Kombination der kleinen und der großen Steiermark 700 Euro. In diesem Fall ist aber sechs die maximal mögliche Einwohnerzahl auf 74 Quadratmetern. Die Preise für eine Woche betragen für die genannten Beispiele 700 bzw. 1400 Euro.

Keine Herberge von der Stange: "Graziös"
Keine Herberge von der Stange: "Graziös" © ONLOPH