Wenn ein Dachboden ausgebaut wird, ist das immer ein Abenteuer. Doch die Wohnung im Dach der Sporgasse in der Grazer Altstadt war nur ein Teil einer größeren Mission - der Sanierung zweier historischer Häuser. Und die stellte sich als viel schwieriger heraus als gedacht.
Die alten Häuser in der Sporgassein Graz stützen sich gegenseitig. In diesem Fall sind die beiden sogar unzertrennlich - nur durch eine einzige Mauer voneinander getrennt. Der rechte Teil stammt noch aus dem Mittelalter. Im 17. Jahrhundert hatte man ihn um zwei Etagen aufgestockt - und damit den Spezialisten des 21. Jahrhunderts jede Menge statischer Probleme samt Nervenkitzel und Mehrkosten beschert.
Mehr Lebensqualität
Bei der Planung ging Architekt Christian Andexer behutsam vor: „Es ist entscheidend, die gewachsenen Strukturen zu erkennen, das Neue aus dem Alten herausschauen zu lassen“, betont er. Durchgesteckte Wohnungen, Mikro-Lofts mit dem Sanitärbereich in der Mitte, waren das Ziel. Licht und Frischluft sollten von beiden Seiten - der Gassen- und der Innenhofseite - ermöglicht werden. Deshalb wurde ein Lichtschacht eingeplant.
Im Zuge der Bauarbeiten musste ein Kran in den Schacht gehoben werden, um die enge Sporgasse frei zu halten.
"Kein Raum ist hier gleich"
Auch der morsche Dachboden wurde in beiden Häusern ausgebaut. Betritt man die Dachwohnung des rechten Hauses, schlägt man das Kapitel „Interessanter wohnen“ auf. Kein Raum ist hier gleich - wie auch keine der Wohnungen in dem Haus gleich ist. Und gerade das macht es so spannend. Auf rund 83 Quadratmetern zieht sich die Dachwohnung quer durch das Gebäude. Vom Eingangsbereich, der als Büro dient, kann man bis zum Ende der Wohnung sehen, bis ins Schlafzimmer.
Vom Büro aus geht es in den kleinen Wintergarten - einen kleinen Gang mit deckenhohen Fenstern und Ausblick auf die Terrasse. In der kalten Zeit ist er ein idealer Standort für die Pflanzen, die jetzt auf der Terrasse stehen. Olivenzweige schaukeln im Wind, Liegestühle locken nach draußen - mediterranes Lebensgefühl inmitten der Dachlandschaft von Graz.
Wenn aus ungenützen Raum Lebensraum wird
Dahinter öffnet sich der Wohnraum mit Einbauküche und Couchbereich. Durch den ganzen Raum ziehen sich weiß lasierte Holztramen, brechen den Blick in den Giebel und machen den Raum gnadenlos gemütlich. Für reichlich Licht sorgen zusätzliche Dachfenster.
Kraxelt man über die Leiter zum höchsten Fenster, kann man das Lichtschwert bei der Oper sehen - und beneidet die Katze, die sich auf ihrem Lieblingsplatz in der Morgensonne rekelt. Am Ende noch das Schlafzimmer mit fein restaurierter Decke und Blick auf zwei Wasserspeier in Drachenform auf dem Dach gegenüber. Schön, wenn aus ungenütztem Dachraum Lebensraum wird.
Birgit Pichler