Ein Haus aus Holz sollte es werden. So weit nichts Ungewöhnliches, könnte man meinen. Doch an der VillaVoon ist so gut wie gar nichts gewöhnlich. Dem Grazer Architekturbüro „Strohecker Architekten“ gelang mit dem Projekt ein einmaliger Wurf - ein Produkt für den Weltmarkt, das am 15. März erstmals auf der "Lebensraum" 2019 in Graz präsentiert wird.

Entwickelt wurde ein Haus, das nicht von oben nach unten, sondern von links nach rechts (oder umgekehrt) gebaut wird, mit Spanten und Schoten wie im Schiffsbau. Das fast zur Gänze ohne Plastik auskommt. Das weder Metallnägel noch Dämmmaterial oder Kleber kennt. Und das so flexibel in seiner Bauweise ist, dass es an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst werden kann.

Vollökologisch bauen

„Wir wollten ein Produkt schaffen, das sich ganz auf das Material Holz konzentriert - vollökologisch und dem Zeitgeist entsprechend“, erklärt Architekt Guido Strohecker. Kein Haus, das jodelt. Eine moderne Villa „für urbane Menschen mit dem Bedürfnis nach der Ruhe im ländlichen Raum“. Holz in seiner puren Form war das einzig mögliche Material der Wahl: „Urbanität ist für mich Massivität, Beton, Stahl, Glas. Ein Holzprodukt gehört für mich eher in den nichturbanen Raum. Diese Einsatzgebiete sehe ich differenziert.“ Auch vom Multimaterialmix hält Strohecker nichts. „Viele Schichten - Ziegel, Holz, Dämmung -, viele Handwerker, viele Fehlerquellen“, resümiert er.

Holzmauern ohne Extra-Dämmung

Die VillaVoon ist aus 40 Zentimeter dicken Holzmauern gezimmert. Mehr braucht es nicht, sagt Strohecker. „Der Dämmwert von Holz in dieser Stärke entspricht dem einer 20 Zentimeter dicken Ziegelmauer mit einer 25 Zentimeter Styroporschicht.“ Für sein Projekt nahm er Anleihe an alten Handwerkstechniken. Hanfschnüre dichten die Fugen. Wie Bootsbauer verwendet der Grazer Kiefernpech als natürliches Klebemittel.

Die Holzpfosten für die Mauern, das Dach und den Boden werden zusammengesteckt, „ähnlich wie beim Holzspielzeug Matador“, führt er aus. Mittlerweile hat er ein Patent darauf. Außen wird nicht verputzt, das Haus kleidet sich im Klicksystem. Tanne, Erle, Fichte, geölt, gebürstet - unterschiedliche Spielarten von heimischem Holz verleihen ihm eine individuelle Optik. Auf der Suche nach den geeigneten Handwerksbetrieben wurde Strohecker auch in Tillmitsch fündig. Die Tischlerei Kamper fertigt die Pfosten. Mittels Holznagelmaschine werden spitze Buchenholznägel in das Holz geschossen. Strohecker nennt das gerät "Vampirtöter".

Die großen Glasflächen („Mondfenster“) kommen aus Oberösterreich und werden von Holz aus einem Stück umrahmt. Die Fußbodenheizung besteht rein aus Naturprodukten. Bis hin zum Elektrokabel mit Kautschukverkleidung ist in der VillaVoon alles Natur. Nur die Dichtungen schafft man noch nicht plastikfrei - grob geschätzt ein Prozent von 99 Prozent Natur.