Die Leute müssen sich an den Gedanken gewöhnen, dass man nicht nur lüftet, damit es nicht stinkt, sondern damit man die Feuchtigkeit und Schadstoffe, die in jeder Wohnung vorhanden sind, los wird", erklärt Gerhard Moritz, Leiter von "energie:bewusst Kärnten".

Dichte Fenster. Im Gegensatz zum (Wohn-)Verhalten der Bewohner hätten sich die Baustandards in den vergangenen 30 Jahren nämlich extrem verbessert. "Heute sind die Gebäude samt den Fenstern dicht. Früher war's oft nicht so, da hat's ständig gezogen, was das Lüften ersetzt hat", ergänzt Alexander Ebner, Architekt und Energieberater beim "LandesEnergieVerein Steiermark". Während Großmama früher also Pölster vor die Fenster gelegt hat, um die Luft zu stoppen, sollte das Enkerl heute drei bis vier Mal täglich das Fenster für etwa fünf Minuten weit öffnen. Weil sonst nicht nur die Feinstaubbelastung im Raum - bedingt durch Rauch, Staub oder auch Tierhaare - höher ist als draußen, sondern auch Schimmelpilze ins Heim einziehen.

Luftaustausch. "Schimmel entsteht, wenn warme Luft auf kalte Stellen wie Ecken oder Fensternischen trifft und dort kondensiert. Es wird feucht und die Pilze sprießen. Regelmäßiges Lüften sorgt für einen Luftaustausch, sodass nie zu viel warme Luft da ist, die in der Folge kondensieren kann.

Gesundheit. Sobald Schimmel auftritt, hat man nicht nur ein Problem mit dem Raumklima, sondern auch mit der Gesundheit. "Schimmel kann vor allem bei Kindern zu Atemwegsinfektionen und Hautproblemen führen", erklärt Franz Reinthaler, Hygieniker und Mikrobiologe an der Medizinischen Universität Graz. Er macht in punkto Schadstoffbelastung auch auf das Problem chlorhältiger Putzmittel aufmerksam: "In privaten Räumen ist es nicht notwendig, alles zu desinfizieren. Die Belastung durch eine solche Chemikalie ist höher als beispielsweise durch Formaldehyd, das mittlerweile aus fast allen Farben und Lacken verbannt wurde."

Bauweise. Schuld an der Schimmelbildung ist übrigens nicht nur falsches Nutzerverhalten, sondern auch die Bauweise. "In einer dreijährigen Studie haben wir über 300 Grazer Haushalte mit Schimmelproblemen untersucht. Bei mehr als der Hälfte der Wohnungen waren Baumängel die Ursache", sagt Reinthaler. Ein Punkt kann sein, dass das Gebäude nicht ordentlich ausgetrocknet war, bevor es bezogen wurde, so Moritz. Sein Rat: In der letzten Bauphase das Haus heizen, bei Bedarf einen Entfeuchter aufstellen und lüften."

Raumklima. Womit wir wieder beim Thema wären: Frische Luft garantiert gutes Raumklima. "Im Idealfall hält man die Luftfeuchtigkeit dadurch bei 40 bis 60 Prozent. Die optimale Raumtemperatur liegt bei 20 bis 22 Grad", weiß Ebner. All jenen, die nun meinen, dass sie unter 25 Grad frieren, erklärt Moritz, dass sich besagte Empfehlung von der thermischen Behaglichkeit herleitet. "Darunter versteht man das Verhältnis zwischen der Temperatur der Luft und jener der Wände und Böden. Alles zusammen sollte rund 40 Grad ausmachen. In schlecht gedämmten Häusern haben die Wände meist nur um die 15 Grad, die Luft muss daher gut 25 Grad haben. Sind die Wände wärmer, kann die Luft 'kälter' sein."