"Ja, ja. Auch wenn's den Herren der Schöpfung nicht bewusst ist, sie sind es, die die Frauen quasi in die Heimwerkerkurse treiben", reagiert Helmut Ranz spitzbübisch auf die Frage, warum derlei Kurse so begehrt sind. "Irgendwann reißt jeder Dame der Geduldsfaden und sie will nicht noch fünf Jahre warten, bis ihr Liebster das Küchenkastl montiert".

"Frauenpower beim Heimwerken". Wie wahr. Der Holzspezialist des Obi-Marktes kennt die Sorgen seiner weiblichen Schützlinge, von denen er an diesem Abend 15 beim Kurs "Frauenpower beim Heimwerken" unter seine Fittiche nimmt. Gemeinsam mit Dominik Sekoll aus der Werkzeug-Maschinen-Abteilung vermittelt er ihnen die Basics zu Bohrer, Akkuschrauber und Stichsäge. Didaktische Prämisse: "Sitzen und zuhören gibt's nicht. Nur wer selbst Hand anlegt, entwickelt ein Gefühl für die Geräte und verliert die Angst davor". Also dann, nichts wie ran an die Maschinen! Von der Versicherungs-Sachbearbeiterin über die Volksschullehrerin bis hin zur Röntgenassistentin nehmen alle Aufstellung rund um die Werkbänke. Zaghaft, aber sichtlich aufgeregt, werden Akkuschrauber, Bohrer und Stichsäge inspiziert.

Arbeiten wie die Profis. Nach kurzer Instruktion Marke "Geräte bitte gerade ansetzen und gut festhalten, dann kann nichts passieren" beginnen die Probebohrungen. Eine Betonwand, Holzbretter und Ziegel stehen bereit. In den leiseren Dreh-Pausen bemüht sich Dominik Sekoll um Aufklärung rund um die Aufsätze, sprich Bohrer, für die Bohrmaschinen: "Es gibt einen für Holz, einen für Beton und einen für Eisen. Welchen man nimmt, richtet sich nach dem Material, das man bearbeiten will".

Ausprobiert. No, na. Zunehmend verflüchtigt sich die Zaghaftigkeit. Munter werden Bohrer gewechselt und Bretter und Co. so durchlöchert, bis sie fast als Siebe durchgehen würden. Zwischendurch gibt's eine Einführung in die Dübel-Schrauben-Kunde und einen Tipp von Kursleiter Ranz in Sachen Stromkabel: "Zuerst den Verteilerkasten suchen. Dahinter sieht man, in welcher Richtung die Drähte verlaufen. Sie tun's übrigens immer gerade, nie quer über eine Wand". Und wenn man doch eine Leitung erwischt? "Dann gibt's halt einen Kurzen", sagt Ranz trocken und hat schon die nächste Herausforderung parat: Bohren in die Fliesenwand. "Kleben'S die Bohrstelle auf der Fliese einfach mit einem Kreppband ab, dann können'S nicht abrutschen". Außerdem wichtig: "Das Gerät nie auf Schlagbohren stellen und mit wenig Umdrehungen zu bohren beginnen". Es funktioniert! Jede hat's probiert, jede geschafft.

Frauenpower pur. Nach drei Stunden Kurs ist alle Zaghaftigkeit verflogen. Mittlerweile haben die Ladys auch die Stichsäge fest im Griff. Und geben Power. Denn obwohl sie sich zu Beginn dafür entschieden haben, nur in Maschinenkunde unterrichtet zu werden statt ein Vogelhaus zu bauen, schneiden, bohren und schrauben sie nun auf Teufel komm raus - und präsentieren ihr selbst gebautes Vogelhaus. Hey, ein Wahnsinn! Auch den Gatten wird's freuen. Kann er doch einen weiteren Punkt auf seiner To-Do-List streichen.