Evi Muchar und Iris Rathke verbindet so einiges: Sie haben einen unglaublichen Sinn für alte Sachen und können einfach nix wegschmeißen. Deshalb sind die beiden Klagenfurterinnen oft auf Müllhalden, bei Sperrmüllsammlungen und in Abfallbetrieben zu finden. Um Material für ihre Designermöbel zu suchen.

Leuchtende Trockenhauben. Die beiden 35-Jährigen bringen Trockenhauben zum Leuchten, bitten ihre Gäste an einem aus Verkehrsschildern montierten Tisch und lesen beim Licht eines Brausekopfes. Im Zuge ihres Projektes "Conkurs" des Vereines "Hinschauen" verwerten die jungen Frauen alten Kram und machen daraus flippige Einzelstücke für die Wohnung. "Wir nennen das nicht Recycling, sondern Up-Cycling", betont Iris. Evi näht und kümmert sich um die Kleinteile, Iris schraubt, sägt, hämmert und setzt die Möbel zusammen. Ihr Lieblingsstück: "Ein selbst gebauter orange-schwarzer Schachtisch. Sämtliche Figuren sind aus alten Schrauben gefertigt".

Ampel im Wohnzimmer. Die ambitionierten Kärntnerinnen haben bereits viele kreative Ideen umgesetzt. Eine "Spinnampel" zum Beispiel. Das ist eine alte Lampe, die auf ein Stativ geschraubt wurde. Je nach Stimmung lassen sich die Farben der Ampel einzeln ein- und ausschalten. Iris: "Keine Angst! Sämtliche Lampen, auch die aus den Duschköpfen gefertigt sind, wurden professionell geerdet." Evi und Iris achten beim Herstellen der Designer-Möbel nicht nur auf Individualität, sondern auch auf Funktionalität sowie auf jedes noch so kleine Detail. So kann man sich beim Sitzen auf dem sommerlichen Bankerl aus Werbetafeln und Schneestangen an einem witzigen Griff festhalten. Der Badewannen-Sitz besteht aus einer durchgesägten Wanne auf Stehern.

Netzwerk aufgebaut. Den richtigen Pfiff bringen der knallorange Plüsch auf der Sitzfläche und die auf den Badewannenrand montierte Hupe. "Natürlich haben wir ein Netzwerk aufgebaut, wo wir unsere Sachen holen dürfen", sagt Iris. "Denn es ist ja verboten, einfach auf eine Mülldeponie zu laufen und von dort Sachen zu nehmen".

"Sponsoren". Das Straßenbauamt sponsert die alten Verkehrsschilder, vom Magistrat kommen die ausrangierten Mülltonnen, die Klagenfurter Messe und das Bundesheer bringen nicht mehr verwendete Zeltplanen. Das einzige, das noch fehlt, ist eine Werkstätte. Evi: "Zur Zeit arbeiten wir bei einer ganz lieben Freundin. Aber wenn uns jemand im Raum Klagenfurt einen Platz zur Verfügung stellen würde, wären wir sehr froh". Zu kaufen gibt es die Möbelstücke vorwiegend über das Internet: Der Mülltonnen-Hocker kostet zwischen 60 und 80 Euro ein Stehtisch (Beton-Schirmständer, Schneestange, Verkehrsschild) ist für 60 Euro zu kriegen. "Für die Zukunft planen wir auch Workshops "Das einzige, was sie haben sollten: "Ein Faible für alte Sachen".