Anfangs schrieb der russische Unternehmer Sergej Kolesnikow einen offenen Brief an Präsident Dmitri Medwedew. Es ging um Korruptionsfälle in der Umgebung des Regierungschefs Wladimir Putin. Die Kernaussage: Bei Gelendschik am Schwarzen Meer wird seit 2006 an einem "persönlichen Erholungskomplex" für Putin gebaut.

735 Millionen Euro

2007 seien dort Weinberge für eine hauseigene Weinkelterei angelegt worden. Kolesnikow hatte nach eigenen Worten Einblick in die Finanzdokumente gewonnen und schätze die Kosten des "Projektes Süd" auf eine Milliarde US-Dollar (735 Millionen Euro).

Riesiger "Wohnpalast", Spielkasino, Theater, Freilichtbühne, eine Hauskirche für den frommen Premier, einige Schwimmbecken, ein Sportkomplex, Hubschrauberlandeplätze, Landschaftsparks, Teehäuser. Im Januar brachte die nach dem WikiLeaks-Vorbild im Internet eingerichtete Webseite RuLeaks Fotos vom "Putin-Palast".

Voriges Wochenende drangen Umweltschützer und eine Journalistin auf das Baugelände vor und wurden vorübergehend festgehalten. Ihre Telefone, Computer, Kameras und Aufzeichnungen bekamen sie nicht zurück. In Gelendschik spricht man offen von Putins Palast. Als entsprechende Berichte erschienen, musste der Kreml reagieren.

Als Erster meldete sich der Kreml-Verwaltungsleiter Wladimir Koschin zu Wort. Er lese Berichte über "irgendwelche Paläste bei Gelendschik". Dies habe mit der Kremlverwaltung und dem Regierungschef nichts zu tun. Nun trieb aber die kritische "Nowaja Gaseta" Dokumente auf, die ihn Lügen strafen. Im Juni 2005 hatte Koschin einen Vertrag für den Bau einer Pension in Praskowejewka bei Gelendschik unterschrieben. Auch ein Zusatzabkommen vom 10. November 2008 trägt seine Unterschrift.

Sommerresidenz am Meer

Der Wunsch nach einer Sommerresidenz am Schwarzen Meer scheint verständlich. Die einstigen Generalsekretäre pflegten den Sommer in Foros auf Krim zu verbringen. Leonid Breschnjew bestellte die Chefs der "sozialistischen Bruderländer" dorthin und prägte den Begriff "Krim-Treffen". Der Letzte war Michail Gorbatschow.

Als er 1991 in Foros am Strand lag, putschte seine Umgebung in Moskau. Die Sowjetunion brach zusammen. Nach dem Wegfall der Ukraine verlor die russische Führung auch den Palast am Schwarzen Meer.