Seit Herbst 2016 ist der Business Incubator der Europäischen Raumfahrtagentur ESA im Grazer Science Park angesiedelt (ESA BIC Austria). 50 Start-Ups aus dem Bereich Weltraumtechnik sollen in den kommenden vier Jahren unterstützt werden - so lautet das ehrgeizige Ziel. Wie stark mittlerweile auch Start-ups in der - von traditionsreichen Branchenschwergewichten dominierten - Luft- und Ramfahrtbranche auf sich aufmerksam machen können, zeigt sich dieser Tage in Le Bourget bei Paris. Auf der riesigen Luftfahrtmesse tummeln sich neben Airbus, Boeing & Co. auch neue Player, die in den kommenden Jahren durchaus für Furore sorgen dürften. Daher ist auch der Science Park Graz & ESA BIC Austria mit Geschäftsführer Martin Mössler am Gemeinschaftsstand des Mobilitätscluster ACstyria in Le Bourget vertreten und präsentieren Start-ups der Zukunft. Derzeit im Fokus: Elektrifizierung und Drohnen.

„Die Luftfahrt gilt insbesondere aufgrund von überbordenden bürokratischen Bestimmungen und oft adynamischen Konzernstrukturen seit Jahrzehnten als sehr träge im Bereich der Innovationen. Start-ups können diese Gegebenheiten aktuell gut nutzen und einzelne Luftfahrt-Nischen effizient mit Hochtechnologie besetzen“, erklärt Martin Mössler, Geschäftsführer des österreichischen ESA-Gründerzentrums in Graz.

Pendlerflugzeuge

Einige bemerkenswerte Beispiele gibt es bereits: So sorgte erst im April das deutsche Start-Up „Lilium“ für Aufsehen. Das bayerische Jungunternehmen führte auf einem Flugfeld nahe München den Jungfernflug mit dem elektrischen Senkrechtstarter „Lilium Jet“ durch. Geht es nach den Entwicklern, soll das Fluggerät schon in wenigen Jahren als Pendlerflugzeug Menschen zum bis zu 300 Kilometer entfernten Arbeitsplatz bringen. 2015 gegründet, wurde das Unternehmen im Gründerzentrum der Europäischen Raumfahrtagentur ESA entwickelt.

Doch nicht nur Start-Ups feilen am E-Flugzeug von morgen, auch renommierte Hersteller wie Boeing investieren in klimafreundliche, leise Fluggeräte: „Zunum Aero“, eine Start-Up-Tochter des US-Luftgiganten, hat den Bau einer Flotte von E-Flugzeugen mit einer Reichweite von bis zu 1100 Kilometer Reichweite angekündigt. Zehn bis 50 Personen sollen je Maschine Platz finden.

"Disruptive Geschäftsmodelle über den Wolken"

Ähnliche Wege geht das ein Jahr alte Start-Up „Wright Electric“: Das in Massachusetts beheimatete Jungunternehmen zielt auf batteriebetriebene Kurzstrecken-Flüge von knapp 500 Kilometern ab. „In unserem heutigen Mobilitätsverhalten machen derartige Kurzstrecken rund 30 Prozent aller Flüge aus. Große Flugzeughersteller und Airlines haben gegenüber Start-Ups wie ‚Wright Electric’ hier keinen entscheidenden Technologievorsprung, stehen somit auf einer Ebene und auch noch am Beginn ihrer Entwicklungen“, verdeutlicht Mössler. Er geht davon aus, "dass disruptive Geschäftsmodelle – wie wir sie im Internet mit „Airbnb“, „Uber“ & Co. häufig vorfinden – auch über den Wolken Einzug halten werden"

Martin Mössler
Martin Mössler © Science Park Graz/Oliver Wolf

„Angestoßen durch die stark in der Automotive-Branche aktivierte Elektrifizierung werden wir E-Luftfahrt-Taxis zwischen großen Städten bereits in den nächsten fünf bis zehn Jahren erleben“, ist Mössler überzeugt. Im Gründungszentrum der ESA in Graz wird man daher in Kooperation mit der Technischen Universität Graz und der Fachhochschule Joanneum künftig verstärkt für Elektro-Antriebe sensibilisieren und durch entsprechende Projekte Impulse setzen, sagt Mössler.