Egal, ob hoch oben am steilen Berghang mit ein paar Milchkühen, oder unten im Tal mit Ackerland und Mastschweinen: Wie sehr die Bauern hierzulande trotz höherer Standards von den Launen des Weltmarktes abhängig sind, hat die extreme Berg- und vor allem Talfahrt der Milch-, Fleisch- und Getreidepreise der letzten Monate gezeigt.
„Ja, auch wir können uns nicht abkoppeln. Aber wir können Auswege finden und Dinge ändern“, versuchte es die bayerische Unternehmerlegende Claus Hipp (78) gestern mit einer Mutinjektion und einem Plädoyer an heimische Bauern, auch schwierige Zeiten durchzuhalten.
Beim Raiffeisen-Agrarsymposium in Graz gab der Chef des globalen Babynahrungsriesen mit 2600 Mitarbeitern – der selbst auch Bauer ist – den 500 anwesenden Landwirten und Agrarfunktionären Einblick in seine Unternehmerwelt, für die er laut Werbung ja so gerne mit seinem Namen steht. Teils schonungslos ehrlich („Wir wollen möglichst wenig bezahlen, die andere Seite möglichst viel haben. Das ist auch richtig so. Aber wenn wir nicht ausreichend viel bezahlen, werden wir auch nicht die Qualität bekommen, die wir brauchen.“), teils launig („Maßhalten ist für alle Seiten eine Tugend. Das gilt auch für die PS-Zahlen bei Traktoren, da muss ich meinen Schwiegersohn, der den Bauernhof übernommen hat, auch bremsen“), und immer versehen mit einem leidenschaftlichen Appell an „Haupt, Hand und Herz“.
In der Landwirtschaft, wie im Unternehmertum brauche es kluge, gut ausgebildete Köpfe (Haupt), die anpacken können (Hand), „und die Tapferkeit besitzen, nach Einbrüchen am Markt oder Pech im Stall weiterzumachen (Herz). Dem schloss sich Raiffeisen-Landesbank-Präsident Wilfried Thoma – ebenfalls selbst Bauer – an: „Wir müssen weiterkämpfen. Was uns weiterbringt, ist der feste Glaube an unsere Zukunft.“
Ulrich Dunst