Der niederösterreichische Glücksspielkonzern Novomatic will seine 17,2 Prozent an die tschechische Sazka-Gruppe verkaufen, die bereits jetzt 38 Prozent an den Casinos hält. Spannend ist die Sitzung deswegen, weil alle Aktionäre - auch der Staat - Aufgriffsrechte haben.

Zu der Aktionärsversammlung hat die Novomatic AG geladen, sie geht ab 10 Uhr im Novomatic-Forum in Wien über die Bühne. Die weiteren Miteigentümer neben Sazka und Novomatic sind die staatliche Beteiligungsholding ÖBAG (33,24 Prozent), das zur Grawe-Gruppe gehörende Bankhaus Schelhammer & Schattera (5,31 Prozent), die Privatstiftung Dipl.Ing. Melchart (4,9 Prozent), die Hotel Sacher, Eduard Sacher GmbH (0,98 Prozent) sowie vier Mini-Privataktionäre (je 0,02 Prozent; Brigitte und Ingrid Melchart, Verena und Thomas Polzer).

Dass die Kleinaktionäre sowie das Bankhaus Schelhammer & Schattera die Novomatic-Anteile aufgreifen werden, gilt als unwahrscheinlich, wie mehrere Involvierte der APA sagten.

Was die ÖBAG macht, ist bedeutsam für das Unternehmen; die staatliche Beteiligungsgesellschaft lässt sich bisher nicht in die Karten schauen. Kolportiert wird, dass die ÖBAG die zum Verkauf stehenden Casinos-Aktien nicht aufgreift, aber bereits mit der tschechischen Sazka einen Deal wie mit der Telekom Austria aushandelt. Die A1 Telekom Austria gehört zu 51 der mexikanischen America Movil, die Republik hält via ÖBAG 28,4 Prozent; die beiden Großaktionäre haben einen Syndikatsvertrag, sodass der Staat über den CEO und den Aufsichtsratschef bestimmen kann.

Eine Frage des Geldes

Eine solche Lösung könnte auch bei den Casinos Austria angestrebt werden, heißt es in involvierten Kreisen, zumal es für den Staat keinen Unterschied mache, ob er 33 oder ein paar Prozent mehr hält. Die bestehenden Casinos-Aktionäre können immer nur anteilsmäßig aufgreifen, die ÖBAG könnte rein rechnerisch also nur ein Drittel des Novomatic-Anteils von 17,2 Prozent, sohin 5,7 Prozent, kaufen und verfügte dann über knapp 39 Prozent. Die Sazka wiederum hat von Anfang an die Kontrolle über die Casinos Austria angestrebt und hat zudem eine Stimmrechtsvereinbarung mit Schelhammer & Schattera, was den Tschechen selbst im Falle einer Aufstockung durch die ÖBAG die Stimmrechtsmehrheit sichern würde.

Das ganze ist freilich auch eine Frage des Geldes. Das Novomatic-Paket ist nach APA-Informationen etwas über 100 Millionen Euro wert. Die Sazka-Gruppe erklärte im jüngsten Finanzbericht, für den Kauf weiterer Casinos-Anteils wahrscheinlich eine weitere Finanzierung über 100 Millionen Euro zu brauchen; erst Anfang Februar emittierte die Gruppe, hinter der der Milliardär Karel Komarek steht, Schuldscheine in Höhe von 300 Millionen Euro.

Komplexer Verkaufsprozess

Die ÖBAG äußerte sich am Dienstag nicht zu ihren Absichten. Am morgigen Mittwoch werde man offiziell über die Veräußerungsabsicht von Novomatic informiert, es handle sich um einen komplexen Verkaufsprozess, der sich über Monate ziehe, sagte eine Sprecherin der Staatsholding zur APA. "Wir versuchen, die Lösung mit der höchsten Wertschöpfung für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler und für den Standort zu erreichen".

Immer wieder in der Rede stand auch, dass der Staat (respektive die ÖVP) die Casinos an die Börse bringen und sich auf eine Sperrminorität von 25 Prozent + 1 Aktie zurückziehen könnte. Beteiligte halten einen IPO derzeit für eher kompliziert.

Wohl noch keine Entscheidung 

Dass es morgen schon zu einer Art von Entscheidung kommt, glaubt keiner der Beteiligten. Nach der Sitzung wird es vermutlich eine neuerliche zweimonatige Frist geben, innert derer die Aktionäre nachdenken können, was sie tun. Sollte keiner vom Vorkaufsrecht Gebrauch machen, dauert es vermutlich noch einmal zwei, drei Monate, bis die Anteile endgültig zur Sazka wandern, da eine ganze Reihe von Genehmigungen vonnöten sein wird, im Inland wie im Ausland, etwa von Glücksspielregulatoren. Wettbewerbsrechtlich dürfte die Aufstockung der Sazka laut Einschätzung von Experten kein Problem sein.

Die ÖBAG jedenfalls will "alle Optionen in Ruhe abwägen". Im Gespräch sei man grundsätzlich mit allen Aktionären, großen wie kleinen. Dem Staat gehe es darum, die Casinos Austria wieder in ruhigere Fahrwasser zu bringen.

Auch den anderen Miteigentümern ist daran gelegen, dass das von der Casinos-Affäre rund um einen Polit-Postenschacher gebeutelte Unternehmen endlich aus den Schlagzeilen kommt, wie es heißt.

Die Sitzung am Mittwochvormittag dürfte eher unaufgeregt über die Bühne gehen, erwarten Beteiligte. Dem Vernehmen nach dürften die Aktionäre "nur" ihre Anwälte schicken. Der Novomatic-Konzern im Eigentum von Johann Graf wird erläutern, zu welchen Rahmenbedingungen er die Casinos-Anteile verkaufen will.

Der Verkauf der 17,2 Prozent bedeutet aber noch keine komplette Scheidung der ehemaligen großen Rivalen am österreichischen Glücksspielmarkt, Casinos-Austria-Konzern und Novomatic, denn Novomatic ist auch an den Lotterien (sie gehören zur Casinos-Austria-Gruppe) mit rund 11 Prozent beteiligt. Derzeit ist nach APA-Informationen offen, ob sich Eigentümer Graf diese Beteiligung behalten möchte.